Leichtes Absatzwachstum, rückläufige Umsätze und hohe Kosten – Branche zeigt sich widerstandsfähig

Wellpappenindustrie 2024: Stabiler Absatz trotz wirtschaftlichem Gegenwind

Wellpappenindustrie 2024: Stabiler Absatz trotz wirtschaftlichem Gegenwind
Trotz wirtschaftlicher Flaute: Die deutsche Wellpappenindustrie zeigt sich 2024 mit stabilem Absatz widerstandsfähig – doch hohe Rohstoffpreise und sinkende Umsätze fordern die Branche (Quelle: VDW)

Trotz wirtschaftlicher Rezession und hoher Kostenbelastung behauptete sich die Wellpappenindustrie im Jahr 2024 mit einem leichten Absatzplus. Während die Branche auf eine schrittweise Erholung gehofft hatte, fiel die Jahresbilanz jedoch erneut durch ein deutliches Umsatzminus hinter die Erwartungen zurück. Das berichtet der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) in seiner aktuellen Jahresauswertung.

Die im VDW organisierten Unternehmen setzten 2024 insgesamt rund 7.414 Millionen Quadratmeter Wellpappe ab – ein Zuwachs von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig verzeichnete die Branche ein Umsatzminus von 8,2 Prozent, bedingt durch anhaltenden Erlösdruck.

Anzeige

„Die Entwicklung ist leider wenig überraschend. Die Wellpappenindustrie ist eng an die gesamtwirtschaftliche Lage und das Konsumklima gekoppelt – und genau diese Faktoren waren 2024 erneut schwach“, erklärt Dr. Steffen P. Würth, Vorsitzender des VDW. Die deutsche Wirtschaft rutschte 2024 zum ersten Mal seit über 20 Jahren in eine zweite Rezession in Folge. Insbesondere die Industrieproduktion, ein zentraler Abnehmer von Wellpappenverpackungen, war stark betroffen. Auch das Konsumklima blieb verhalten. Ein kurzzeitiger Aufwärtstrend beim Absatz im zweiten Quartal konnte sich nicht verstetigen.

Starker Preisanstieg bei Rohpapier belastet Branche

Besonders schwer wogen 2024 die massiven Preissteigerungen bei Wellpappenrohpapier, das im Durchschnitt zu 81,8 Prozent aus Altpapier bestand. Von März bis August stiegen die Preise für altpapierbasierte Sorten laut EUWID um 140 Euro pro Tonne. Auch zum Jahresende lagen die Kosten noch deutlich über dem Niveau vom Jahresbeginn: +60 Euro pro Tonne bei Altpapierqualitäten, sogar +100 Euro bei Frischfaserpapieren. Zusätzlich stiegen laut VDW-Daten Frachtkosten um 4,7 Prozent und Personalkosten um 2,9 Prozent. Diese Belastungen konnten angesichts der Marktlage nicht im nötigen Umfang an die Kunden weitergegeben werden.

Bürokratie und politische Unsicherheit als zusätzliche Herausforderungen

Neben den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sieht sich die Branche auch mit zunehmender Bürokratie und Dokumentationspflichten konfrontiert. Zwar gäbe es politische Signale für Entlastungen – etwa durch das EU-Omnibus-Paket oder Aussagen im nationalen Koalitionsvertrag – jedoch bleibe abzuwarten, ob und wann diese auch tatsächlich in der Praxis ankommen, so Würth.

Positive Bewertung der EU-Verpackungsverordnung

Erfreulich bewertet der VDW die Verabschiedung der EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Dass die Einführung pauschaler Mehrwegquoten für Transportverpackungen abgewendet wurde, sei ein Erfolg für nachhaltige Lieferketten. „Wellpappe ist als Kreislaufprodukt mit einer Recyclingquote von 95,3 Prozent optimal geeignet, um ökologische Anforderungen zu erfüllen“, betont Würth. Ihre hohe Anpassungsfähigkeit mache sie außerdem besonders geeignet für die in der PPWR geforderte Leerraumvermeidung.

Über den VDW

Der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. vertritt 31 Mitgliedsunternehmen mit rund 100 Werken und über 18.000 Beschäftigten in Deutschland. Mit einem Produktionsanteil von über 80 Prozent repräsentiert der VDW das Rückgrat der deutschen Wellpappenbranche. 2024 wurden 7.414 Millionen Quadratmeter Wellpappe abgesetzt. Über zwei Drittel aller Waren in Deutschland und 90 Prozent der Sendungen im E-Commerce werden in Verpackungen aus Wellpappe transportiert.