Auszeichnung der TOP-Ausbilder

DFTA-Technische Tagung 2025: Zwischen Regulierungsschub und technologischem Aufbruch

Die DFTA TOP-Ausbilder 2025: abc packmedia GmbH & Co. KG, KOLB Group und Schreiner Group GmbH & Co. KG

Als sich am Morgen des 13. November die Türen des Dorint Kongresshotels Mannheim öffneten, lag eine spürbare Spannung in der Luft – jene Mischung aus Erwartung und Dringlichkeit, die entsteht, wenn eine Branche ahnt, dass ein entscheidender Moment bevorsteht. Die DFTA-Technische Tagung 2025, seit Jahren einer der wichtigsten Treffpunkte der Flexo- und Verpackungsdruckindustrie, wurde diesmal nicht nur als Forum des Austauschs wahrgenommen, sondern als notwendige Standortbestimmung. Der Claim „Verpackungsdruck im Fokus: Nachhaltig. Gesetzeskonform. Zukunftsfähig.“ war nicht bloß ein Motto, sondern eine Richtungsmarke.

In ihrer Begrüßung brachten DFTA-Präsident Rainer Wilke Kasanický und Geschäftsführerin Nicola Kopp-Rostek die Situation pointiert auf den Punkt. Die DFTA sei Impulsgeberin, Vernetzerin und zunehmend auch Übersetzerin einer immer komplexeren Gesetzgebung. Kaum ein Industriefeld sei stärker von politischen Dynamiken geprägt und zugleich technologisch so innovativ. In Mannheim prallten diese Kräfte sichtbar aufeinander – und erzeugten das hohe Energielevel, das diese Tagung durchzog.

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Die DFTA-Technische Tagung 2025, seit Jahren einer der wichtigsten Treffpunkte der Flexo- und Verpackungsdruckindustrie, wurde diesmal nicht nur als Forum des Austauschs wahrgenommen, sondern als notwendige Standortbestimmung
Anna Kupferschmitt von der AVU Allianz Verpackung und Umwelt führte die Teilnehmenden durch die neue EU-Verpackungsverordnung PPWR
Die Table-Top-Ausstellung erwies sich als zentraler Ort für intensiven fachlichen Austausch
Mit der Keynote von Dr. Steffi Burkhart rückte nach der Mittagspause ein weiterer zentraler Faktor in den Mittelpunkt: der Mensch. Burkhart legte offen, dass nicht der Nachwuchs das Problem sei, sondern die Systeme, die auf ein verändertes Mindset oft nicht vorbereitet sind
Mit ihren präzisen Fragen und fundierten Anmerkungen bereicherte Dr. Julia R. Eberhardt die Paneldiskussion und sorgte für spürbare Dynamik
Unter der Leitung von Dr. Julia R. Eberhardt diskutierten Expertinnen und Experten über die Herausforderungen, Chancen und Grenzen von Papier, Kunststoff und Verbundsystemen
Die Abendveranstaltung fand im Bootshaus Mannheim statt
Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Besichtigungstour im Technologiezentrum „Home of Print“ bei Heidelberg in Wiesloch
Während der Livevorführung der Flexodruckmaschine Boardmaster im "Home of Print" von Heidelberger Druckmaschinen konnten die Teilnehmenden die Technologie hautnah erleben
Die DFTA TOP-Ausbilder 2025: abc packmedia GmbH & Co. KG, KOLB Group und Schreiner Group GmbH & Co. KG
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PPWR: Ein Regelwerk im Umbruch – und mit enormer Sprengkraft

Die erste Keynote des Tages machte unmissverständlich klar, warum Regulierung das alles beherrschende Thema bleibt. Anna Kupferschmitt von der AVU Allianz Verpackung und Umwelt führte die Teilnehmenden durch die neue EU-Verpackungsverordnung PPWR – präzise, analytisch und ohne die Technokratie, die Debatten dieser Art oft lähmt.

Sie zeichnete das Bild eines Europas, das mit ambitionierten Zielen vorangeht: strenge Nachweispflichten, klare Vorgaben für Recyclingfähigkeit und tiefgreifende Umstellungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Was gestern noch eine Option war, wird morgen zur verb

ndlichen Grundlage für Produktdesign und Materialauswahl.

Besonders eindrucksvoll geriet ihre Analyse des Rezyklatmarktes: die Lücke zwischen Anspruch und Realität, die wirtschaftlich angespannte Lage vieler Recycler und die Frage, ob Rezyklate unter den aktuellen Bedingungen dauerhaft konkurrenzfähig bleiben können. Kupferschmitt zeigte zudem, dass bio-basierte Kunststoffe gerade im Lebensmittelbereich künftig an Bedeutung gewinnen könnten – nicht als Allheilmittel, sondern als strategischer Baustein. Offen bleibe jedoch, wie die EU Druckfarben, Beschichtungen und Materialstärken künftig bewertet. Dieses Schweben zwischen Klarheit und Unsicherheit durchzieht derzeit die gesamte Branche – und genau das machte die Keynote so relevant.

Materialwelten im Wandel: Ein Panel zwischen Realität, Anspruch und Missverständnissen

Nach einer ersten Networking-Runde in der Table-Top-Ausstellung, die bereits am Vorabend mit einem Pre-Opening eröffnet worden war, folgte ein Panel. Unter der Leitung von Dr. Julia R. Eberhardt diskutierten Expertinnen und Experten über die Herausforderungen, Chancen und Grenzen von Papier, Kunststoff und Verbundsystemen.

Deutlich wurde, wie groß der Graben zwischen gesellschaftlicher Erwartung und technischer Realität ist. Papier, von vielen als nachhaltiger Heilsbringer gefeiert, entpuppte sich als hochkomplexer Werkstoff, dessen Barriereeigenschaften, Beschichtungen und Druckverfahren sorgfältig aufeinander abgestimmt sein müssen. Ohne diese Präzision drohen ökologische Fehlannahmen.

Die Teilnehmenden machten auch klar, wie hoch der Kommunikationsdruck ist: Konsumenten verbinden Papier automatisch mit Nachhaltigkeit, während die Fachwelt weiß, dass diese Gleichung nicht immer aufgeht. Ohne breitere Aufklärungsarbeit liegt selbst die beste Lösung quer zu gesellschaftlichen Erwartungen.

Ein Leitmotiv zog sich durch die gesamte Runde: Kooperation. Kein Akteur – weder Materialentwickler noch Farbenhersteller, Maschinenbauer, Markenartikler oder Recycler – kann die Aufgabe allein bewältigen. Lösungen entstehen nur im fein abgestimmten Zusammenspiel. Für den Flexodruck bedeutet das einen strategischen Auftrieb: Seine Vorteile bei der Bedruck unterschiedlicher Verpackungspapiere machen das Druckverfahren zunehmend zur bevorzugten Wahl.

Generationen im Gegenwind: Was die Arbeitswelt von morgen verlangt

Mit der Keynote von Dr. Steffi Burkhart rückte nach der Mittagspause ein weiterer zentraler Faktor in den Mittelpunkt: der Mensch. Burkhart legte offen, dass nicht der Nachwuchs das Problem sei, sondern die Systeme, die auf ein verändertes Mindset oft nicht vorbereitet sind.

Die Generationen Y und Z suchten Sinn, Orientierung und inspirierende Lernräume. Klassische Ausbildungskonzepte greifen hier zu kurz. Burkhart beschrieb eine Arbeitswelt, die sich zu schnell wandelt, um an alten Strukturen festzuhalten. Unternehmen müssten zu Ermöglichern werden – nicht nur Arbeitgeber, sondern Erlebnis- und Lernraum zugleich. Ihr wohl markantester Satz hallte lange nach: Die Frage ist nicht, wer ausbildet – sondern wer die Ausbildenden ausbildet.“

DFTA TOP-Ausbilder 2025: Drei Unternehmen zeigen, wie Zukunft gelingt

Wie moderne Ausbildung aussehen kann, zeigten die Gewinner der diesjährigen Auszeichnung DFTA TOP-Ausbilder 2025 – und sie lieferten damit konkrete Antworten auf Burkharts Appelle:

  • Die abc packmedia GmbH & Co. KG überzeugte mit einer konsequenten Übernahmestrategie, internationaler Ausbildungserfahrung und einer Unternehmenskultur, die Nachwuchskräften einen echten Entwicklungspfad bietet.
  • Die KOLB Group präsentierte ein Ausbildungsmodell, das junge Menschen früh in reale Projekte einbindet, auf Vielfalt setzt und mit einer eigenen Azubi-Werkstatt moderne technische Lernräume schafft.
  • Die Schreiner Group GmbH & Co. KG wiederum zeigte, wie nachhaltige Mitarbeiterentwicklung funktioniert: mit mehreren Ausbildungszentren, großen Investitionen in Weiterbildung und einem mehrgleisigen Konzept zur individuellen Talentförderung – inklusive Mitarbeiterwohnungen für Auszubildende.

Die Auszeichnung geriet damit nicht nur zum feierlichen Höhepunkt, sondern zu einem programmatischen Statement der Branche.

Digitaldruck im Praxistest: Technologie zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Im letzten Vortragsblock lenkten Prof. Dr. Ingo Reinhold und Ralf Petersen den Blick wieder zurück zur Technologie. Ihre Analyse des Digitaldrucks zeigte sowohl den wachsenden Marktbedarf – mittlere Auflagen, kürzere Lieferzeiten, Variantenvielfalt – als auch die technischen Hürden, die diese Verfahren noch überwinden müssen.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Präsentation der FP790 von Fujifilm Europe, die verdeutlichte, wie viel Forschungskraft derzeit in die Verbindung von Substratauswahl, wasserbasierten Tinten, Trocknungseinheiten und temperaturstabilen Schichten fließt. Gleichzeitig wurde sichtbar: Ohne enge Kooperation entlang der gesamten Prozesskette – von Chemie über Maschinenbau bis zur Anwendung – werden PPWR-konforme Lösungen kaum realisierbar sein.

Fazit

In den Gesprächen zwischen Vorträgen, auf den Fluren der Table-Top-Ausstellung und beim Rundgang durch das neue „Home of Print“ der Heidelberger Druckmaschinen AG verdichtete sich ein Eindruck: Die Verpackungsdruckbranche steht nicht am Rand eines Wandels – sie befindet sich mittendrin. Und sie ist bereit, diesen Wandel aktiv zu gestalten.

Die DFTA-Technische Tagung 2025 war mehr als ein Branchentreffen. Sie war ein Spiegelbild einer Industrie, die sich neu sortiert, ihre Rolle hinterfragt und ihren Mut bewahrt. Ein Tag voller Klarheit, Kontroversen und gemeinsamer Perspektiven. Ein Tag, der zeigte, wie Zukunft entsteht: nicht aus Einzelideen, sondern aus Dialog, Kooperation und dem Willen, die Dinge anders zu denken.