Vetaphone

Zum Gedenken an Verner Eisby – der „Pate“ der Corona-Behandlung

1951 erfand Vetaphone die Corona-Vorbehandlung für Foliensubstrate
Alles begann 1951 in einer kleinen Werkstatt und heute ist Corona der weltweite Standard für die Oberflächenbehandlung (Quelle: Vetaphone)

Der 1922 geborene Verner Eisby würde in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass sprach Nick Coombes mit Frank und Jan Eisby über ihre persönlichen Erinnerungen an den Erfinder der Corona-Behandlung.

Versetzen Sie mich bitte zurück in die Anfangszeit Ihres Vaters

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Jan Eisby: Unser Vater hatte schon immer ein Interesse an elektrischen Dingen. In der Schule bauten er und sein Freund Tage Verstärker und Lautsprecher, die sie zu Teenagerpartys mitnahmen. Daraus entwickelte sich dann die Zwei-Wege-Seekommunikationstechnologie „Ship to Shore“, die damals ein heißes Thema war. Aus dieser Zeit stammt auch der Firmenname: „Ve“ von Verner, „Ta“ von Tage und „phone“ von Phonics (Telefonie) – daher Vetaphone!

Inwiefern war dies von Bedeutung für die Verpackungsindustrie?

Frank Eisby: In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kunststoffe zunehmend zur Herstellung von Verpackungen eingesetzt und die Markeninhaber wollten ihre Produkte in leuchtenden Farben auf diesem neuen Material präsentieren. Das galt vor allem für die Lebensmittelindustrie, da die längere Haltbarkeit von Kunststoffverpackungen einen großen Vorteil darstellte. Dies war wohl auch die Zeit, ab der es üblich wurde, Kennzeichnungen zur Mindesthaltbarkeit auf die Verpackung zu drucken, wie dies heute überall auf Lebensmittelverpackungen der Fall ist.

Wie kam Ihr Vater mit dieser Industrie zusammen?

Jan Eisby: Es war eine zufällige Begegnung mit einem Drucker, der Schwierigkeiten mit der Farbhaftung auf den neuen Kunststoffmaterialien hatte. Er bat unseren Vater um Hilfe, und nachdem er die Farbe und das Substrat in seiner kleinen Heimwerkstatt getestet hatte, stellte er fest, dass die Probleme zurückzuführen waren auf inkompatible Oberflächenenergien zwischen der Flüssigkeit und dem Feststoff.

Entstand daraus dann die Corona-Behandlung?

Frank Eisby: Ja, so ist es! Unser Vater fand heraus, dass er die Molekularstruktur der Oberfläche verändern und die Haftung verbessern konnte, indem er eine elektrische Entladung aus nächster Nähe über den Kunststoff leitete. Selbstverständlich gäbe es hier noch sehr viel mehr zu berichten, aber im Grunde genommen tat unser Vater im Jahr 1951 nichts anderes, als was wir und alle anderen Corona-Hersteller heute tun. Doch letztlich begann alles auf der heimischen Werkbank!

Wie würden sie diese Anfangszeit beschreiben?

Jan Eisby: Kurz gesagt: Sehr chaotisch! Mein Vater war Erfinder und meine Mutter versuchte, die Finanzen zu verwalten und uns zwei Söhne zu erziehen. Unsere Eltern arbeiteten nahezu rund um die Uhr und sie reisten viel herum mit dem Ziel, einem anfangs durchaus skeptischen Markt unsere Technologie zu erklären und von deren Funktionsfähigkeit zu überzeugen. Dies war jedoch angesichts der Neuheit der Corona-Behandlung oftmals sehr schwer. Sogar die Familienurlaube waren auf Besuche bei potenziellen Kunden ausgerichtet. Darüber hinaus verbrachte unser Vater viele Jahre damit, Universitäten und Institute zu besuchen, sein neu entwickeltes Verfahren vorzustellen und darüber zu diskutieren. Frank und ich haben damals viel von Europa gesehen, und das war eine großartige und durchaus lehrreiche Erfahrung für zwei junge Leute.

Wie würden Sie die Person Ihres Vaters beschreiben?

Frank Eisby: Seine Leidenschaft galt nahezu allen wissenschaftlichen Bereichen. Er wollte stets wissen, wie etwas funktioniert um dann Wege zur Verbesserung zu finden. Seine Interessen reichten von der Entwicklung hochentwickelter Kommunikationssysteme für die dänische Fischereiflotte bis hin zur Entwicklung automatischer Bewässerungssysteme für Gewächshäuser. Er war eben ein Tüftler! Sein Hintergrund war die Elektrotechnik und die Übertragung von Energie. Dies verschaffte ihm das Wissen zur Entwicklung eines System zum Aufbringen einer elektrische Entladung aus nächster Nähe auf eine potenziell brennbare Substanz. Dies stets vor dem Hintergrund, dass sich Hitze und Plastik nicht allzu gut vertragen. Unser Vater erlernte die Steuerung der Stromerzeugung über einen Transformator, und 70 Jahre tun wir dies noch immer, allerdings mit der Elektronik des 21. Jahrhunderts.

Wie wurde der Schritt zur Produktion getan?

Jan Eisby: Unser Vater stellte bereits Funkgeräte für die örtliche Feuerwehr her, und nach der Erfindung der Corona-Behandlung stellte er zunächst beide Produkte her. Aber die Nachfrage nach den Behandlungssystemen war derart überwältigend, dass die Produktion von Funkgeräten bald eingestellt wurde. Mitte der 1960er-Jahre verlegte er das Unternehmen an unseren heutigen Standort, wobei er zunächst einen Teil einer Fabrik mietete, diese aber bald vollständig übernahm. Vetaphone war zu diesem Zeitpunkt zwar immer noch ein kleines Unternehmen, doch es machte sich zunehmend einen Namen in der Welt. Durch die sorgfältige Einstellung von kompetentem Verkaufs- und Produktionspersonal konnte sich unser Vater weiterhin auf Forschung und Entwicklung konzentrieren. Dies war in einem sich parallel mit der kontinuierlichen Steigerung des Lebensstandard rasch veränderten Markt für das Wachstum des Unternehmens von wesentlicher Bedeutung war.

Wie entwickelte sich das Wachstum von Vetaphone?

Frank Eisby: Als ich Mitte der 1980er-Jahre wieder in das Unternehmen eintrat, erkannte ich ein sehr großes Potenzial für ein Wachstum des Unternehmens auf verschiedenen Märkten. Doch dies konnte nur durch eine bessere Organisation von Produktion und Vertrieb ausgeschöpft werden. Ich habe einen beruflichen Hintergrund in der Elektronik und konnte so dazu beitragen, die Effizienz zu verbessern und als technischer Verkäufer für das Unternehmen zu wirken. Es war die Zeit, als die Technologie von Ventilen zu Transistoren überging, und Vetaphone war das erste Unternehmen, das Halbleiter-Stromgeneratoren und später Hochleistungsgeräte lieferte, deren modularer Aufbau verschiedene Funktionen und eine verbesserte Zuverlässigkeit zu ermöglichten

Was war der Grund für dieses Wachstum?

Jan Eisby: Unser Vater drängte immer auf eine stärkere Integration der Vetaphone-Technologie. Er wollte, dass unsere Geräte mehr als integraler Bestandteil der Produktionslinie betrachtet werden und nicht als Zusatzgerät. Wir haben dieses Ethos fortgesetzt, indem wir Maschinen entwickelt und auf den Markt gebracht haben, die minimale negative Auswirkungen auf die Produktion und die Ressourcen haben. Unser Ziel ist die Bedienung der gesamten Produktionslinie durch eine einzige Person, und das ist nur erreichbar, wenn die Technologie so integriert wird, dass sie die Zuverlässigkeit verbessert und den Ausstoß erhöht.

Was waren die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte?

Frank Eisby: Die zuverlässige Erzeugung der elektrischen Entladung war der Schlüssel zur Umsetzung des Konzepts in die Praxis. Das lebenslange Bestreben unseres Vaters war es zu verstehen, was er „E-Norm“ nannte, was wir aber heute als Verhältnis „Watt/Dichte“ oder „Coronadosis“ kennen, die zur Erzielung der gewünschten Ergebnisse erforderlich ist. Sobald er die Technik beherrschte, musste er sie als kommerziell lebensfähiges Verfahren verkaufen und ihre Effizienz weiter steigern und verfeinern. In vielerlei Hinsicht hat sich nichts geändert – wir investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung, damit die neuen komplexen Substrate die Verpackungsanforderungen der heutigen Markeninhaber erfüllen können. Es ist definitiv ein Markt, in dem die Nachfrage die Technologie vorantreibt.

Wir würde Ihr Vater gerne in Erinnerung bleiben?

Jan Eisby: Zu wissen, dass er als „der Pate“ der Oberflächenbehandlung anerkannt ist, würde ihn sowohl erfreuen als auch amüsieren. Er war leidenschaftlich bei dem, was er tat, aber eher ein im Hintergrund arbeitender Wissenschaftler denn ein Verkäufer im Vordergrund. Die Tatsache, dass er Pionierarbeit in einer Branche geleistet und ein weltweit führendes Unternehmen gegründet hat, ist unserer Meinung nach ein ihm sehr gemäßer Nachruf.

Wie würde er Vetaphone und den heutigen Markt für Oberflächenbehandlung einschätzen?

Frank Eisby: Wir hoffen und glauben, dass er sehr stolz darauf wäre, wie wir sein Erbe aufgegriffen und weiterentwickelt haben. Als weltweit führendes Unternehmen anerkannt zu sein, hätte in den Anfangsjahren nach 1951 seine Vorstellungskraft wohl bei weitem überstiegen und er wäre fasziniert davon, wie heute Elektronik und Computertechnologie auf die Grundlagenforschung angewandt werden. Der aktuelle Markt ist hochkomplex, sowohl in Bezug auf die verwendeten Materialien als auch auf die zu erfüllenden Anwendungen. Ohne die neugierige Natur und die Leidenschaft unseres Vaters für Erfindungen würde der Verpackungsmarkt, wie wir ihn heute kennen, wohl ganz anders aussehen.