K 2022 (19.-26. Oktober): Vecoplan

„Die Nachfrage nach Rezyklaten kommt von allen Seiten“

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Martina Schmidt, Leiterin des Geschäftsbereichs Recycling bei Vecoplan (Quelle: Vecoplan)

In der Interviewreihe Way2K des VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen ist diesmal Martina Schmidt, Leiterin des Geschäftsbereichs Recycling bei Vecoplan, die Gesprächspartnerin.

Nimmt die Kreislaufwirtschaft Fahrt auf?

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Martina Schmidt: Die Geschwindigkeit nimmt spürbar zu, denn die Kreislaufwirtschaft wird mittlerweile ganz anders wahrgenommen als noch vor ein paar Jahren. Es wird zunehmen verstanden, dass es dabei nicht nur um eine funktionierende Abfallwirtschaft geht, sondern dass alle Akteure am Markt daran beteiligt sein müssen. Das fängt beim Produktdesign an und setzt sich fort über die von der Politik festgelegten Recyclingquoten bis hin zum Endverbraucher. Es besteht mittlerweile ein Bewusstsein darüber, dass die komplette Wertschöpfungskette handeln muss, wenn man den Klimawandel bekämpfen und die Umwelt schonen will.

Von welcher Seite kommt bei Vecoplan die durch dieses veränderte Bewusstsein ausgelöste zusätzliche Nachfrage?

Martina Schmidt: Die Nachfrage kommt von allen Seiten und ist nicht auf bestimmte Branchen beschränkt, denn die gesamte Kunststoffindustrie befindet sich im Wandel. Der Hauptimpuls ist die Recyclingquote. Die Kunststoffindustrie muss sich damit auseinandersetzen, dass Produkte künftig sowohl einen Rezyklatanteil haben sowie auch selbst rezyklierbar sein müssen. Produzenten wie auch die Kunden suchen nach funktionierenden Recyclingkonzepten und dieser Trend zu eigenen Kreisläufen wird grundlegende Veränderungen mit sich bringen.

Was sind die Folgen?

Martina Schmidt: Der Bedarf ist sehr hoch, aber es gibt nicht genug Rezyklate, um ihn zu bedienen. Die Situation verschärft sich derzeit dadurch, dass große Konzerne sich selbst diese geschlossenen Kreisläufe schaffen. Sie kennen dann die Produkte, die im Kreislauf sind, sie kennen den Herstellungsprozess, den Aufbereitungsprozess. Sie wissen, wie das Produkt vom Kunden zurückkommt und wie sie es im eigenen Kreislauf wiederverwerten können. Damit geht eine große Menge an potenziellem Rezyklat nicht an den Markt.

Wie kann man gegensteuern?

Martina Schmidt: Unsere Kunden erleben die Knappheit von Material und steigende Preise. Als Alternative sucht man andere Materialströme aus dem gleichen Werkstoff, die auch recyclingfähig sind. Damit einher geht die Frage: Woher kommen diese Materialströme, welche mechanischen und thermischen Charakteristika haben sie und welchen Prozess muss man für das Recycling aufsetzen? Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung und Expertise können wir unsere Kunden hier gut unterstützen.

 Können aus Post-Consumer Kunststoffen auch hochwertige Rezyklate hergestellt werden?

Martina Schmidt: Grundlegend ist die Antwort: Ja. Die Frage ist, wie intensiv soll es betrieben werden und welche Erwartungshaltung besteht an das Endprodukt. Ich unterscheide beispielsweise, ob die Verpackung für den Lebensmittelbereich hergestellt wird oder für Güter des täglichen Gebrauchs.

Welcher Teil des Kunststoffmaterials ist schon erschlossen und wie groß ist das Potenzial?

Martina Schmidt: Der Anteil an etablierten Kreisläufen und Mengen, die darin verarbeitet werden, ist verglichen mit den Materialmengen, die in den Markt gelangen und noch nicht recycelt werden absolut gering. Das Potential des Recyclings ist sehr groß.

Wird eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft zu einem besseren Kunststoff-Image führen?

Martina Schmidt: Das wird sicher so sein. Kunststoff hat dieses schlechte Image auch gar nicht verdient. Er leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts Umsicht kommt zu dem Schluss: Wenn man bei Verpackungen Neugranulat durch Rezyklat ersetzt, verringern sich die klimaschädlichen Treibhausgase um bis zu 60%. Wir sollten lernen, die Vorteile des Kunststoffs zu nutzen und auf der anderen Seite dafür sorgen, dass er nicht in die Umwelt gelangt. Die Kreislaufwirtschaft wird dazu in erheblichem Maße beitragen.

Über Vecoplan

Das 1969 gegründete Unternehmen Vecoplan entwickelt, produziert und vertreibt technisch hochwertige Maschinen und Anlagen für die Zerkleinerung, Förderung und Aufbereitung von Primär- und Sekundärrohstoffen im Produktions- und Wertstoffkreislauf. Das Unternehmen begleitet seine Kunden ganzheitlich von der Planung über die Produktion, Lieferung, Montage, Inbetriebnahme bis hin zur Wartung. Entsprechend den Anforderungen werden einzelne Maschinen oder komplette Systemlösungen weltweit geliefert. Neben dem Stammsitz in Bad Marienberg verfügt Vecoplan noch über fünf weitete weltweite Standorte.

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