ERA (European Rotogravure Association)

Erste Ergebnisse der Studie zur Nachhaltigkeit des Tiefdruckverfahrens

Vorteile des Tiefdruck bezüglich der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Der größte Vorteil des Tiefdrucks ist laut den Befragten die Wiederverwendbarkeit des Druckzylinders (Quelle; ERA)

Der Tiefdruck bietet großes Potenzial für die Kreislaufwirtschaft: Die nahezu endlose Wiederverwendbarkeit des Druckzylinders sowie geschlossene Stoffkreisläufe im Prozess erhöhen die Nachhaltigkeit des Tiefdruckverfahrens, insbesondere auch im Vergleich zu anderen Druckverfahren. Das sind die wichtigen Ergebnisse einer Studie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTKW) zur Nachhaltigkeit des Tiefdruckverfahrens.

Die Studie wurde im ersten Halbjahr 2022 durchgeführt und von Professor Lutz Engisch von der Hochschule Leipzig auf der jüngsten Jahrestagung der Europäischen Tiefdruckvereinigung ERA in Baveno, Italien, vorgestellt.

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Wiederverwendbarkeit des Druckzylinders

Die Studie basiert vor allem auf die Befragung und Interviews mit industriellen Anwendern des Tiefdrucks und umfasste den gesamten Workflow inklusive der vor- und nachgelagerten Prozesse, wie z.B. Zylindergravur und -transport sowie Recycling und Deinking. Der größte Vorteil des Tiefdrucks ist laut den Befragten die Wiederverwendbarkeit des Druckzylinders. Dieser kann praktisch unbegrenzt für den jeweiligen Auftrag weiter genutzt werden.

Rückgewinnung verwendeter Materialien

Die hohe Stabilität und Konsistenz des Tiefdrucks auch sehr große Auflagen in konstant hoher Qualität zu drucken, zählt daher auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit zu seinen großen Vorteilen. Dass hohe Auflagen tatsächlich immer noch ein relevanter Faktor sind, belegt die Studie, wonach Großaufträge mit Lauflängen über 800.000 Metern durchaus marktüblich sind. Ein weiterer Vorteil in Bezug auf die Nachhaltigkeit des Tiefdrucks ist die Rückgewinnung der bei der Beschichtung des Zylinders verwendeten Materialien wie Kupfer und Chrom. Und weitere Pluspunkte im Hinblick auf die Nachhaltigkeit werden in der Rückgewinnung von Lösungsmitteln, der Verwendung von wasserbasierten Farben sowie die Reduzierung von Makulatur beim Einrichten der Maschine durch zunehmende Automatisierung gesehen.

Vielversprechende Alternativen

Das bei der Beschichtung des Zylinders eingesetzte Chromtrioxid, dass Härte und Lebensdauer des Zylinders gewährleistet, wird als Herausforderung für den Tiefdruck angesehen, da die industrielle Verwendung von Chromtrioxid entsprechend der EU-Verordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation of Chemicals) einer Autorisierung durch die EU-Kommission bedarf. Auch wenn die EU-Kommission für den Tiefdruck die Autorisierung bis 2024 erteilt hat, ist eine Verlängerung über 2024 hinaus zu erwarten, da der ChromeExtend-Antrag von Kaspar Walter von der zuständigen ECHA (European Chemical Agency) positiv bewertet worden ist. Unabhängig davon, entwickelt die Industrie vielversprechende Alternativen zur traditionellen Beschichtung mit Chromtrioxid (z. B. Chrom(III) oder Kunststoffbeschichtungen), was die Nachhaltigkeit des Tiefdruck weiter verbessern würde.

Erste Ansätze für eine Ökobilanz

Neben den Befragungen und Interviews wurden erste Ansätze für eine Ökobilanz (LCA) erarbeitet. In diesem Zusammenhang konnten bereits erste Herausforderungen und auch Grenzen identifiziert werden. Pauschalaussagen sind aber nicht möglich, denn aufgrund der großen Bandbreite an Parametern wäre ein allgemeiner ganzheitlicher Vergleich unterschiedlicher Druckverfahren nur sehr schwer durchzuführen. Produktabhängige Einzelfallentscheidungen, unterstützt durch vergleichende Ökobilanzen, könnten zukünftig helfen, das umweltfreundlichste Druckverfahren für den jeweiligen Druckauftrag zu identifizieren.

Lesen Sie demnächst in der Fachzeitschrift Flexo+Tief-Druck einen ausführlichen Beitrag über die Studie mit allen relevanten Details, Fakten und Zahlen.