Kommentar zum DFTA-Fachsymposium III 2025

Struktur statt Zufall – Warum Effizienz im Verpackungsdruck kein Glücksfall ist

Kommentar zum DFTA-Fachsymposium III 2025
Teilnehmende und Referenten des DFTA-Fachsymposiums III 2025 bei BOBST in Bielefeld: Ein Tag voller Impulse, Praxisbeispiele und inspirierender Diskussionen rund um effiziente Workflows im Verpackungsdruck (Quelle: DFTA)

Wie lassen sich die hochkomplexen Produktionsprozesse im Verpackungsdruck intelligenter, schneller und verlässlicher gestalten? Diese Frage stand im Zentrum des DFTA-Fachsymposiums III 2025, das Mitte Oktober bei Bobst Bielefeld in Bielefeld stattfand. Unter dem Leitthema „Effizienz durch Struktur – Smarte Workflows für den Verpackungsdruck“ wurde deutlich: Der Schlüssel zu mehr Produktivität liegt nicht in immer neuen Technologien allein, sondern in der konsequenten Beherrschung von Prozessen.

Struktur ist kein Selbstzweck

Der Begriff „Struktur“ klingt nüchtern – fast bürokratisch. Doch genau diese strukturelle Klarheit ist es, die in modernen Druckbetrieben über Erfolg oder Stillstand entscheidet.

Anzeige

Dieter Jan Janout (Amagoo) erinnerte daran, dass technische Exzellenz ohne gemeinsames Verständnis zwischen Marken, Design und Produktion ins Leere läuft. Farbmanagement, Datenqualität, Standardisierung – all das sind keine optionalen Werkzeuge, sondern die Voraussetzungen für stabile Ergebnisse.

Noch deutlicher wurde Stefan Braun (Co-ëfficiënt), als er mit seinem Konzept „First Time Right“ die Prozessdisziplin ins Zentrum rückte. Wer seine Abläufe nicht misst, versteht und kontrolliert, kann sie nicht verbessern. Klingt banal – ist es aber nicht. Denn in vielen Unternehmen scheitert Effizienz nicht an der Technik, sondern an der Trägheit ihrer Strukturen.

Die Frage, die Braun in den Raum stellte – Warum fällt es Organisationen so schwer, das Offensichtliche umzusetzen? – trifft einen wunden Punkt der Branche. Veränderung wird oft als Bedrohung empfunden, nicht als Chance. Dabei zeigt sich gerade hier, wie sehr Effizienz eine Frage der Haltung ist.

Wenn Daten der Taktgeber werden

Der Nachmittag des Symposiums lieferte die praktischen Belege. Karsten Wimmel und Sascha Linke (WKA-B2P) machten deutlich, wie entscheidend sauber definierte Schnittstellen zwischen Brand und Print sind. Ohne konsistente Datenflüsse bleiben Workflows Stückwerk.

Bernd Hecking (Maag GmbH) führte vor, dass Lean Management kein Schlagwort aus der Fertigungstheorie ist, sondern ein realer Effizienzfaktor im Verpackungsdruck. „Lean heißt, zu verstehen, was wirklich Wert schafft – und was nicht. Treffender lässt sich das Dilemma vieler Produktionsbetriebe kaum beschreiben.

Simon Rempel (Inometa) brachte es auf die digitale Formel: Ohne konsistente Daten kein effizienter Workflow. Erst wer seine digitalen Assets im Griff hat, kann Geschwindigkeit und Qualität gleichzeitig liefern.

Und Anke Frieser-Tausch (DFTA-Technologiezentrum) beweist mit der DFTA-Arbeitsgruppe Multicolor, dass Standardisierung und Innovation keine Gegensätze sind. Kooperation über Unternehmensgrenzen hinweg schafft Wissen, das allen nutzt – ein Gedanke, der in der Branche noch konsequenter gelebt werden muss.

Effizienz zum Anfassen

Das wohl eindrucksvollste Argument für strukturierte Workflows war jedoch die Live-Demonstration im Bobst-Technikum. Bei hoher Geschwindigkeit zeigte die CI-Flexodruckmaschine, was Prozesspräzision mit Extended Color Gamut Printing (ECG) bedeutet: Geschwindigkeit, Farbkonstanz, Wiederholbarkeit. Theorie und Praxis verschmolzen hier zu einem greifbaren Beweis – Effizienz ist messbar, sichtbar und vor allem erlernbar.

Zwischen Dialog und Disziplin

Was dieses Symposium auszeichnete, war weniger die Fülle an Technikdetails, sondern der offene, persönliche Dialog. Der Austausch beim Vorabendtreff im Lenkwerk und in den Diskussionsrunden zeigte: Die Branche will lernen, voneinander profitieren, gemeinsam besser werden.

Doch Dialog allein genügt nicht. Effizienz entsteht erst, wenn Erkenntnisse in Handeln überführt werden – und zwar konsequent. Der Satz „So haben wir das schon immer gemacht“ ist in modernen Produktionsumgebungen der teuerste, den man sagen kann.

Struktur ist Kultur

Das DFTA-Fachsymposium III 2025 hat eines klar vor Augen geführt: Effizienz durch Struktur ist keine Methode, sondern eine Denkweise. Sie beginnt mit Transparenz, wächst durch Zusammenarbeit und festigt sich durch Standardisierung.

In einer Branche, die immer stärker von Automatisierung und digitaler Integration geprägt wird, entscheidet nicht mehr allein die „Größe der Maschine“, sondern die Qualität des Workflows. Struktur ist kein Hemmnis, sondern die Voraussetzung für Geschwindigkeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit – und damit der wahre Wettbewerbsfaktor der Zukunft.

Mein Fazit:

Die Zukunft des Verpackungsdrucks liegt nicht im „immer mehr“, sondern im „besser miteinander“. Effizienz durch Struktur – das ist kein Slogan. Es ist eine Haltung, die entscheidet, wer morgen noch druckt.