Mega-Trends: „Nachhaltigkeit und Recycling“ sowie „Digitalisierung“

Marktumfrage: Nicola Kopp-Rostek und Prof. Dr. Martin Dreher, DFTA

Nicola Kopp-Rostek
Nicola Kopp-Rostek: "Aktuell versuchen wir, eine gute Mischung aus dem digitalen und analogen Bereich für unsere DFTA-Mitglieder anzubieten." (Quelle: DFTA)

Wie wirken sich die beiden Mega-Trends „Nachhaltigkeit und Recycling“ und „Digitalisierung“ sowie die Corona-Pandemie konkret auf die Geschäftspolitik Ihres Unternehmens aus?

Martin Dreher: Unser Fachverband für den Flexo- und Verpackungsdruck mit angeschlossenem Technologie- und Schulungszentrum kann diesen Herausforderungen ausgesprochen progressiv begegnen. Während die Digitalisierung in großem Maße unsere Schulungsangebote beeinflusst, sehen wir uns im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Recycling in einer Schlüsselrolle. Dies bedeutet, Entwicklungen hin zu entsprechenden Materialien und Verfahren anzustoßen, zu begleiten, aber auch selbst durchzuführen. So beschäftigen wir uns mit der Substitution von Verpackungsmaterialien durch Alternativen mit stark verbesserter Nachhaltigkeit. Wir sind damit auf dem Weg, ein noch wertvollerer Partner für unsere Mitgliedsbetriebe zu sein.

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Nicola Kopp-Rostek: Die beiden Mega-Trends „Nachhaltigkeit und Recycling“ sowie „Digitalisierung“ werden seit einiger Zeit innerhalb der DFTA in ganz unterschiedlichen Bereichen umgesetzt. Beide Trends sind in wichtigen Projekten definiert und spielen somit für die Geschäftspolitik des Verbandes eine übergeordnete Rolle. Sie werden in allen inhaltlichen, strategischen und planerischen Bereichen berücksichtigt.

Die Corona-Pandemie hat alles auf den Kopf gestellt und persönliche Begegnungen extrem erschwert, wenn nicht zeitweise sogar unmöglich gemacht. Das hat dazu geführt, die bestehenden Geschäftsfelder zu überprüfen und vieles was wir bisher getan haben, zu überdenken. Auch innerhalb des Verbandes hat vor allem der bereits begonnene Digitalisierungstrend dadurch einen außergewöhnlichen Katalysator erhalten. Um die Mitglieder und Partner auf dem Laufenden zu halten, wurden völlig neue Angebote geschaffen oder die bestehenden in neue Formate gebracht. Aktuell versuchen wir, eine gute Mischung aus dem digitalen und analogen Bereich für unsere Mitglieder anzubieten.

Mit welchen Maßnahmen und innovativen Ideen begegnen Sie diesen einschneidenden Umbrüchen?

Martin Dreher: Als Technologieinstitut und Anbieter von Aus- und Weiterbildung für den Verpackungsdruck sind wir besonders stark gefordert, unsere Schulungsangebote weiter in Richtung Onlineangebote zu erweitern. Allerdings geschieht dies mit Bedacht, denn nicht alles, was wir lehren, kann auch ohne weiteres in einen Fernkurs konvertiert werden. Unsere bewährten Präsenzschulungen bleiben daher im Angebot, werden aber durch Fernkurse flankiert und optimiert. Die Inhalte haben wir entsprechend aufbereitet und mit einem besonders ausgefeilten Konzept versehen.

Prof. Dr. Martin Dreher
Prof. Dr. Martin Dreher:
“Unsere Präsenzschulungen werden durch Fernkurse flankiert und optimiert.”
(Quelle: DFTA)

Unser Angebot an die Flexodruckindustrie, die zur Weiterentwicklung der Systeme und Materialien dringend notwendigen kontrollierten Druckversuche in unserem Hause vornehmen zu können, haben sich pandemiebedingt bereits stark angepasst. Unsere diesbezüglichen Konzepte für die Begrenzung von Kontakten und Hygiene sind längst wegweisend. Darüber hinaus haben wir inzwischen Angebote für die zielgerichtete Fernkommunikation rund um komplexe Verpackungsdruck-Aufträge entwickelt.

Nicola Kopp-Rostek: Der Verband ist mit Aufkommen der Pandemie unverzüglich in eine Onlinekommunikation mit den Mitgliedern eingetreten. Verschiedene Softwaretools sind hierfür im Angebot, um Interaktionen mit den Mitgliedern zu ermöglichen. Das komplette Eventangebot wurde über ein Jahr lang ausschließlich online durchgeführt. Besonders innovativ war dabei die bereits im September 2020 durchgeführte ProFlex 360°, verbunden mit einer virtuellen Messe. Im September 2021 konnte der Verband die analoge Eventwelt mit den digitalen Möglichkeiten verbinden und auch die fünfteilige Online-Eventreihe zum Thema „Alternative Verpackungsmaterialien“ erfreute sich regen Zuspruchs. Bei allen Veranstaltungen wurde der Mega-Trend „Nachhaltigkeit und Recycling“ als übergeordnetes Thema besetzt und von Fachexperten aus ganz unterschiedlichen Bereichen bespielt. Mit einem interaktiven Format konnten wir den Mitgliedern ein umfassendes Informations- und Aufklärungsangebot auch online bieten. Als weitere Maßnahme sind die, exklusiv für die DFTA-Mitglieder wöchentlich erscheinenden, DFTA-Erklärvideos für Aus- und Weiterbildung von Prof. Dr. Martin Dreher zu erwähnen.

Welche neuen Chancen und Möglichkeiten zur Erschließung neuer Geschäftsfelder könnten sich für Sie aus diesen Veränderungsprozessen ergeben?

Martin Dreher: Eines unserer Geschäftsfelder mit Stoßrichtung Nachhaltigkeit und Recycling ist die Beschichtung. Der Flexodruck bietet sich geradezu dafür an, dünne Beschichtungen zum Produktschutz auf Verpackungsmaterialien zu applizieren. Unser Technologieinstitut ist seit Jahrzehnten bekannt dafür, die diversen Facetten des Flexodrucks besonders gut zu beherrschen und vermitteln zu können. Wir werden dieses Potenzial zukünftig vermehrt für funktionelle Beschichtungen heranziehen, ohne dabei jedoch das grafische Drucken mit dem Ziel der ästhetischen Dekoration aus dem Auge zu verlieren.

Nicola Kopp-Rostek: Das rasante Voranschreiten der Digitalisierung unterstützt die Wahrnehmbarkeit der DFTA und deren aktuelles Leistungsangebot über die DACH-Region hinaus und macht den führenen Flexo- und Verpackungsdruckverband einen breiten europäischen und weltweiten Interessentenkreis zugänglich. Neben der Digitalisierung wird auch die Internationalisierung zunehmend an Bedeutung für die DFTA gewinnen.

Im Bereich der „Nachhaltigkeit“ muss es unserer Branche gelingen, mit ständiger Aufklärungs- und Informationsarbeit, mit technischen Innovationen sowie mit sinnvollen Kooperationen und Vernetzungen den Mehrwert und Nutzen der Verpackung in den Vordergrund zu stellen. Damit kann die DFTA einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund die zukünftige Entwicklung der Verpackungsdruckindustrie ein?

Martin Dreher: Der Verpackungsdruck blickt aus verschiedenen Gründen in eine verheißungsvolle Zukunft! Seine bisherige Hauptfunktion der ästhetischen Dekoration wird noch weiter wachsen und als visuelle Schnittstelle zwischen Produkt und Kunde allerhöchste Priorität genießen. Dies wird in Zukunft noch um die Applikation von noch mehr funktionellen Schichten erweitert werden. Darüber hinaus werden Verpackungsmaterialien immer mehr „customized“, also sehr gezielt auf den jeweiligen Anwendungszweck hin ausgerichtet und personalisiert. Die Forderung des Produktschutzes können dadurch mit immer weniger Material erfüllt werden. Was früher mit Universalmaterialien zu leisten versucht wurde, kann zukünftig durch ein minimalistisches Basismaterial mit gezielt aufgebrachten Funktionsschichten geschafft werden. Vieles spricht dafür, dass diese Materialanpassung eine sogenannte „Late Stage Customization“ sein muss, also möglichst nahe am Anwendungszeitpunkt erst ausgeführt wird und im Gegensatz zur vorgeschalteten Herstellung des Verpackungsmaterials. Der Verpackungsdruck, und somit auch Flexodruck, hat also beste Zukunftsaussichten!

Nicola Kopp-Rostek: Die gesamte Branche hat immer wieder, aber verstärkt in den vergangenen zwei Jahren, Innovationskraft, Kreativität und Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Deshalb blicken wir sehr zuversichtlich der künftigen Entwicklung der Verpackungsdruckindustrie entgegen.

Lesen Sie die komplette Marktumfrage in der Flexo+Tief-Druck 1-2022 – Klicken Sie hier!

Am Dienstag, 08. März 2022, ab 10.00 Uhr veranstaltet die DFTA ihre Frühjahrsfachtagung 2022. Hier geht´s zur Anmeldung und zum Programm