Die deutsche Papier- und Zellstoffindustrie blickt trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen auf ein moderates Produktions- und Absatzwachstum im Jahr 2024 zurück. Mit einem Produktionsplus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr konnte sich die Branche teilweise von dem historischen Einbruch im Jahr 2023 erholen. Die gesamtwirtschaftliche Schwäche in Deutschland dämpft jedoch weiterhin das Inlandsgeschäft. Umso bedeutender ist die Entwicklung im Außenhandel: Erstmals in der Geschichte der Branche übertraf der Auslandsabsatz den Inlandsabsatz.
Stabile Produktion trotz Rezession
Im Jahr 2024 produzierte die Branche insgesamt 19,2 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe – ein Anstieg um 3 Prozent. Vor allem Verpackungspapiere legten mit einem Zuwachs von 5 Prozent deutlich zu. Technische und Spezialpapiere konnten um 1,2 Prozent wachsen, während Hygienepapiere nahezu stabil blieben. Einzig grafische Papiere verzeichneten ein weiteres Minus von 1,1 Prozent und setzen damit ihren strukturellen Rückgang fort.
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Internationaler Markt gewinnt an Bedeutung
Die Absatzmenge stieg insgesamt auf 19 Millionen Tonnen (+1,8 %). Während der Inlandsabsatz leicht zurückging (−0,7 %), legte der Auslandsabsatz um 4,4 Prozent zu. Rund 77 Prozent der Auslandsverkäufe entfielen auf Märkte innerhalb der EU. Die Exportquote überstieg erstmals die Inlandsquote – ein Beleg für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Papierindustrie.
Energiepreise und Regulierung bremsen Wettbewerbsfähigkeit
Trotz sinkender Energiepreise gegenüber dem Höhepunkt der Energiekrise 2022 liegen die Kosten weiterhin beim Zwei- bis Dreifachen des Vorkrisenniveaus. Die Unternehmen der Papierindustrie kämpfen zudem mit steigenden Netzentgelten und einem zunehmenden bürokratischen Aufwand zur Erlangung von Entlastungen. Der Branchenumsatz sank 2024 leicht auf 15,03 Milliarden Euro (−2,7 %).
Nachhaltigkeit als Leitprinzip
Die Papierindustrie bleibt Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft. Mit einer Altpapiereinsatzquote von 84 Prozent und kontinuierlichen Effizienzsteigerungen trägt sie entscheidend zur Ressourcenschonung bei. Die CO₂-Emissionen pro produzierter Tonne wurden seit 1995 um 49 Prozent reduziert. Dennoch warnt der Verband DIE PAPIERINDUSTRIE vor einer drohenden Versorgungslücke bei erneuerbarer Energie, die Investitionen in die klimaneutrale Transformation gefährden könnte.
Branche fordert rasche politische Umsetzung
Angesichts des Koalitionsvertrags zwischen SPD und CDU/CSU fordert die Branche eine zügige Umsetzung der angekündigten Maßnahmen. Dazu zählen vor allem Entlastungen bei den Energiepreisen, Investitionsanreize sowie der Abbau bürokratischer Hemmnisse. Der Verband begrüßt, dass zentrale Forderungen der Industrie Berücksichtigung fanden, weist jedoch auf offene Fragen etwa in der Kreislaufwirtschaft und Sozialpolitik hin.
Zukunftsthema Fachkräfte
Mit rund 46.000 Arbeitsplätzen bleibt die Branche ein bedeutender Arbeitgeber – insbesondere in strukturschwächeren Regionen. Der zunehmende Fachkräftemangel wird aktiv durch Ausbildungsinitiativen, Weiterbildung und gezieltes Recruiting bekämpft. Der BildungsCampus im Papierzentrum Gernsbach sowie Kooperationen mit Hochschulen und Berufsschulen leisten einen zentralen Beitrag zur Qualifizierung zukünftiger Fachkräfte.
Ausblick 2025: Nachhaltige Verpackungen als Wachstumstreiber
Der Blick in die Zukunft bleibt verhalten optimistisch. Die zunehmende Substitution von Kunststoffverpackungen durch papierbasierte Lösungen bietet große Wachstumschancen. Mit Investitionen in Forschung, Digitalisierung und nachhaltige Produktion zeigt sich die deutsche Papierindustrie weiterhin als leistungsfähiger und lösungsorientierter Partner für eine klimaneutrale Zukunft.