Interview mit Emma Weston, Chief Marketing Officer von Miraclon
Den Flexodruck nachhaltiger machen
von Ansgar Wessendorf,
Emma Watson, Chief Marketing Officer von Miraclon: “Ein ESG-Prinzip bei Überlegungen zu Auswirkungen ist die „doppelte Wesentlichkeit“: Was sind die Auswirkungen auf die Umwelt und was sind die finanziellen Auswirkungen für das Unternehmen. Unternehmen müssen nachhaltig wirtschaften.“
(Quelle: Miraclon)(Photo Credit: FRANCE DUBOIS)
Emma Weston, Chief Marketing Officer von Miraclon, erläutert, wie Miraclon-Kunden ihre Nachhaltigkeitsziele beim Drucken erreichen können – von der Einflussnahme auf den gesamten Druckprozess über das Stellen der richtigen Fragen bis hin zu geeigneten Maßnahmen für ihre Unternehmen.
In den vergangenen vier Jahren war die Verpackungsdruckindustrie aufgrund der Pandemie, der Lieferkettenkrise und der Inflation ständigen Turbulenzen ausgesetzt. Obwohl die Situation sich allmählich stabilisiert, haben eine verlässliche Versorgungslage, ein effizienter Umgang mit Artikelvarianten und der Fokus auf Nachhaltigkeit für Markenartikler weiterhin Priorität. Dadurch stehen auch Druckdienstleister immer mehr in der Pflicht, effizienter und nachhaltiger zu produzieren. Emma Weston erklärt, wie Miraclon die Nachhaltigkeitsbemühungen seiner Kunden unterstützt, so dass im gesamten Flexodruckprozess optimale Auswirkungen erzielt werden.
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Welche Strategie verfolgt Miraclon in Sachen ESG? Emma Weston: Unsere Agenda für ESG, d. h. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, soll unseren Mitarbeitenden, unseren Kunden und unseren Stakeholdern dienen. Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit, möchten aber auch ein verantwortungsvoller Lieferant, Partner und Arbeitgeber sein.
Miraclon ist Teil der globalen Wertschöpfungskette für Verpackungen, in der Umweltverantwortung einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Vor diesem Hintergrund unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele so zu erreichen, dass dabei optimale Auswirkungen auf den kompletten Druckprozess entstehen.
In Bezug auf die Frage, wie wir die Nachhaltigkeit beeinflussen können, verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der Lebenszyklusanalyse für unsere Produkte und die zugehörigen Fertigungsverfahren berücksichtigen wir auch die Auswirkungen unserer Technologien und Services auf die gesamte Wertschöpfungskette im Verpackungsdruck. Dabei konzentrieren wir uns auf die großen, wirklich wichtigen Effekte und darauf, wie wir konkret etwas bewirken können. Im Grunde beruht die beste ESG-Agenda darauf, das Richtige für das jeweilige Unternehmen zu tun.
Wie bestimmt Miraclon die Bereiche, in denen die wirkungsvollsten Änderungen möglich sind? Weston: Neben der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks im eigenen Haus müssen wir überlegen, wie wir unseren Einflussbereich durch die gesamte Wertschöpfungskette hindurch maximieren können. In der Praxis liegt unser Nachhaltigkeitsfokus auf zwei Hauptbereiche
1. Was wir unseren Kunden ermöglichen: Wir konzentrieren uns auf Produkte, Dienstleistungen sowie auf eine Roadmap für künftige technologische Innovationen, mit deren Hilfe unsere Kunden ihren CO2-Fußabdruck und die Umweltauswirkungen der Verpackungsdruckproduktion verringern können. Nachhaltigkeitsziele sind in unseren Kommerzialisierungsprozess für alle neuen Produkte einbezogen. Als verantwortungsvoller Lieferant stellen wir außerdem die Daten bereit, die Kunden zur Analyse ihrer Umweltauswirkungen sowie zur Erfüllung einschlägiger Vorschriften und Berichterstattungspflichten benötigen.
2. Interne Anstrengungen zur Reduktion unseres ökologischen Fußabdrucks umfassen Schritte zur Verringerung der Auswirkungen unserer Fertigungsanlagen und unseres Vertriebs.
Wie sieht die weitere Strategie von Miraclon zur Schaffung einer nachhaltigeren Verpackungswertschöpfungskette aus? Weston: Als ein Innovator der Flexoplattentechnologie und Hersteller von Flexodruckplatten hätten wir uns darauf beschränken können, den ökologischen Fußabdruck unserer Produkte – einschließlich der Rohstoffe, der Herstellung und des Vertriebs – zu verringern.
Doch unser Einflussbereich reicht weit über die Druckplattenfertigung hinaus. Denn die potenziell größten Umweltauswirkungen entfalten Druckplatten im Druckvorgang – auf der Druckmaschine. Die Flexcel NX-Technologie ist eine wichtige Grundlage des modernen Flexodrucks, einer standardisierten und nachhaltigen Druckproduktion mit effizienteren Prozessen, weniger Makulatur, einem geringeren Energieverbrauch – und auch entsprechenden wirtschaftlichen Vorteilen für die Druckdienstleister.
Wie Miraclon die Zukunft des Flexodrucks gestaltet – und welchen Beitrag das Unternehmen heute schon leistet (Quelle: Miraclon)
In welchen Druckproduktionsbereichen sehen Sie die größte Wirkung? Weston: Die Leistungsvorteile der Flexcel NX-Technologie auf der Druckmaschine unterstützen Nachhaltigkeitsinitiativen von Kunden auf verschiedene Weise:
Für Druckdienstleister und Markenartikler sind Verpackungsmaterialien sehr wichtig. Im Fokus stehen recycelte und recycelbare Materialien, dünnere Materialien, Materialien auf Pflanzenbasis und außerdem wasserbasierende Druckfarben. Häufig gehen diese mit schwierigeren Druckbedingungen einher, bei deren Bewältigung wir den Druckereien mit Multi-Form-Oberflächenstrukturierung, Druckplattentechnologien und Druckoptimierung helfen.
Der Flexodruck eignet sich für eine größere Vielfalt an Bedruckstoffen als andere Druckverfahren und hat in der Regel geringere Umweltauswirkungen. In vielen Fällen unterstützen wir Kunden, die Aufträge vom Tiefdruck oder Offsetdruck in den Flexodruck verlagern möchten, damit der Umstieg ohne visuelle Qualitätseinbußen gegenüber der vorherigen Produktionsweise gelingt.
Förderung einer effizienten Produktion: Der auf Miraclon-Plattentechnologie basierende moderne Flexodruck ist auf kürzere Rüstzeiten, weniger ungeplante Maschinenstillstände und eine Reduzierung der Zahl der benötigten Druckfarben ausgelegt. Durch jeden dieser Schritte werden Abfälle reduziert, Ressourcen besser genutzt und ein besseres Geschäftsergebnis erzielt.
Darüber hinaus umfasst unser Portfolio eine Vielzahl von Produkten und Produktverbesserungen zur Verringerung der Umweltauswirkungen des Druckformherstellungsprozesses.
Wie arbeiten Sie dafür mit Druckvorstufenkunden zusammen? Weston: Unsere Druckvorstufenpartner bieten den Druckereien im Wesentlichen denselben Wert. Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sie die nötigen Informationen zur Hand haben, um den Dialog mit ihren Kunden führen zu können.
Bei diesem sollte unterstrichen werden, dass die Anlieferung der Druckplatte nicht das Ende des Prozesses darstellt, und die Druckerei sollte erfahren, wie sie anhand der Sachkenntnis und der differenzierten Technologie des Druckvorstufenunternehmens ihre eigenen Umweltauswirkungen verringern kann.
Können Veränderungen im Bereich der Nachhaltigkeit auch im wirtschaftlich konventionellen Sinn eine gute Idee sein? Weston: Natürlich! Das sollten sie auch. Ein ESG-Prinzip bei Überlegungen zu Auswirkungen ist die „doppelte Wesentlichkeit“: Was sind die Auswirkungen auf die Umwelt und was sind die finanziellen Auswirkungen für das Unternehmen. Unternehmen müssen nachhaltig wirtschaften.
Das Gute an unserer Nachhaltigkeitsarbeit ist deren untrennbare Verknüpfung mit Anstrengungen zur Steigerung der finanziellen Rentabilität für unsere Kunden, denn Nachhaltigkeit kann kein separater Teil eines Geschäftsplans sein.
Effizienzsteigerung und weniger Verschwendung – beides hat eine positive Auswirkung auf die Gewinnspanne. Die Umweltagenda kann nur vorangebracht werden, wenn sie für alle in der Wertschöpfungskette finanziell tragfähig ist.
Woher kommt der größte Handlungsdruck für Druckereien und Druckvorstufenbetriebe, umweltverträglicher zu arbeiten? Weston: Zum einen sind es die Erwartungen der Verbraucher. Ihre Forderungen sind die hauptsächliche Motivation für entsprechende Initiativen der Markenartikler, auf die wiederum Druckereien, Druckvorstufenbetriebe und andere Lieferanten reagieren müssen.
Zweitens gibt es immer mehr gesetzliche Auflagen, in denen Programme und Kennzahlen sowie entsprechende Berichterstattungspflichten festgelegt sind, die die ESG-Position insgesamt unterstützen. Die europäische Gesetzgebung wirkt hierbei weltweit als Motor für entsprechende Veränderungen. Ein Beispiel ist die CSRD-Richtlinie der EU. Sie schreibt vor, dass Unternehmen verschiedener Größe Bericht zu ESG-Kennzahlen erstatten, die für ihr Geschäft relevant sind, und zwar in der gleichen Weise wie bei ihrer Finanzberichterstattung.
Diese Initiative wird in den kommenden Jahren weiterentwickelt und implementiert und wirft bei der Vorbereitung in den Unternehmen viele Fragen auf.
Der Bereich entwickelt sich ständig weiter. Wie kann die Industrie mithalten? Weston: Dieser ganze Bereich entwickelt sich stetig weiter, auch weil die gesamte Branche versucht, das Richtige zu tun, es aber nicht immer klar ist, was das Richtige ist. Wir führen Lebenszyklusanalysen durch, schauen, wo es Auswirkungen gibt; wir lernen alle dazu und eine Möglichkeit, wie die Branche Schritt halten kann, besteht darin, Methoden und Erfolge zu teilen und – ganz wichtig – bei den Fragen, die wir einander stellen, stets im Dialog zu bleiben.
Durch einen offenen Dialog können wir gemeinsam dafür sorgen, dass die richtigen Fragen gestellt werden, dass wir die wichtigsten Daten bereitstellen und dass wir die besten Maßnahmen ergreifen.