Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?

Marktumfrage 2023: Erik Bouts, CEO Südpack Verpackungen

Erik Bouts, CEO Südpack Verpackungen
Erik Bouts, CEO Südpack Verpackungen: "Etliche aktuelle Studien haben bereits gezeigt, dass der ökologische Fußabdruck eines verpackten Lebensmittels unter Berücksichtigung von Anbau, Produktion, Verarbeitung und Logistik insgesamt rund 30 Mal höher ist als der Fußabdruck der Verpackung." (Quelle: Südpack Verpackungen)

Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?

Eines ist unbestritten: Verpackungen, insbesondere Kunststoffverpackungen, schützen Lebensmittel, aber auch Medizingüter und Industrieprodukte vor mechanischen Beschädigungen, Verschmutzung, Licht und unbeabsichtigter Sauerstoffzufuhr. Sie tragen zu einer Verlängerung der Haltbarkeit eines Produktes bei, bewahren seine Qualität und reduzieren dadurch die Verschwendung von wertvollen Ressourcen durch vorzeitigen Verderb.

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SÜDPACK ist überzeugt, dass bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit von Verpackungen nicht nur deren Verwertbarkeit am Ende der Nutzungsphase betrachtet, sondern zwingend ein ganzheitlicher Ansatz zugrunde gelegt werden muss. Denn insbesondere Kunststoffverpackungen punkten gegenüber anderen Werkstoffen hinsichtlich ihrer Performance und auch in Bezug auf die CO2-Bilanz. Und sie sind auch auf absehbare Zeit in vielen Anwendungen nicht durch alternative Materialkonzepte substituierbar.

Etliche aktuelle Studien haben bereits gezeigt, dass der ökologische Fußabdruck eines verpackten Lebensmittels unter Berücksichtigung von Anbau, Produktion, Verarbeitung und Logistik insgesamt rund 30-mal höher ist als der Fußabdruck der Verpackung. Nur etwa drei bis vier Prozent der schädlichen Wirkungen sind im Schnitt auf Verpackungen zurückzuführen. In der Europäischen Union verursachen Lebensmittelverpackungen – unter Zugrundelegung eines ganzheitlichen Ansatzes – sogar nur ein Prozent des klimatischen Fußabdrucks. Der Einfluss von Verpackungen und insbesondere von Kunststoffverpackungen auf das Weltklima ist also relativ gering, wird von den meisten Verbrauchern aber deutlich überschätzt. Dennoch: Jedes Gramm Packstoff, das eingespart werden kann, hilft. Und jedes produzierte Lebensmittel, das dank eines optimalen Verpackungskonzeptes nicht vorzeitig verdirbt oder unnötig verschwendet wird, verbessert die Ökobilanz nachhaltig.

Der aktuelle Erkenntnisstand ist also, dass auf das Packgut optimierte Verpackungen fast immer mit ökologischen Vorteilen verbunden sind, denn der Nutzen mit Blick auf vermeidbare Lebensmittelverschwendung ist fast immer höher als der Aufwand, der im Zusammenhang mit der Herstellung und Entsorgung von Verpackungen verbunden ist.

SÜDPACK arbeitet daher an der Berechnung der Umwelt­auswirkungen seiner Produkte mittels eines Kalkulationstools auf Basis eines Life Cycle Assessment (LCA). Hierfür wurde ein Datenmodell zugrunde gelegt, das innerhalb definierter Systemgrenzen unterschiedliche End-of-Li­fe-Optionen für die Produkte berücksichtigt. Damit können komplette Produkt-Ökobilanzen erstellt werden. Hiermit verfolgen wir den Ansatz, gemeinsam mit unseren Kunden die Verpackungslösungen und de­ren Umweltauswirkung ganzheitlich zu bewerten und unterschiedliche Verpackungslösungen miteinander zu vergleichen.

Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?

Unsere Roadmap für nachhaltige Folienlösungen fokussiert sich maßgeblich auf die Reduzierung des Materialeinsatzes und die Erhöhung des Rezyklatanteils in unseren Produkten wie auch auf die Entwicklung von recyclingfähigen Monoma­terialien und Materialien aus erneuerbaren Rohstoffen.

Dank fortschrittlichster Technik und einzig­artigem Know-how in der Coextrusion sind wir in der Lage, besonders dünne Folien herzustellen. Denn Material, das am An­fang eingespart wird, muss am Ende auch nicht recycelt werden. Durch konsequen­te Weiter- und Neuentwicklungen unserer wichtigsten Folienarten konnten wir insbe­sondere in den vergangenen beiden Jahren in einigen Bereichen Dickenreduzierungen sowie Materialeinsparungen von bis zu 50 % erzielen.

Parallel haben wir unser Produktsortiment im Be­reich der recyclingfähigen Folien auf der Basis weiterer Polymerstrukturen erweitert. Unsere Pure-Line basiert beispielsweise auf den Polymeren Polypropylen oder Polyethylen. Diese recyclingfähigen Mono-Materialien bieten dieselben Schutz- und Convenience-Funktionen wie Mehrschichtmaterialien aus unterschiedlichen Polymeren.

Als Alternative zu Materialien aus fossilen Rohstoffen bietet SÜDPACK zudem Ober- und Unterfolien sowie Flow Pack-Folien aus erneuerbaren Rohstoffen wie Zuckerrohr, Mais oder Papierfasern an, für die teilweise ebenfalls Recyclingströme existieren und die dadurch zur Implementierung einer Kreislaufwirtschaft beitragen.

Selbst für den Verpa­ckungsdruck haben wir neue, nachhaltige Technologien entwickelt. Denn mit unserer innovativen SPQ-Technologie steht nunmehr ein hochwertiges Druckverfahren zur Verfügung, das den Lösemittel- und Farbverbrauch signifikant reduziert und dadurch deutliche Einsparungen im CO2-Fußabdruck von be­druckten Verpackungen möglich macht.

Ein besonderes Anliegen von SÜDPACK ist jedoch das Thema Kreislaufwirtschaft. Unser Fokus richtet sich dabei nicht nur auf das eigene Wertstoffmanagement in Form von Regranulierung und Compoundierung von produktionsbedingten Wertstoffen. Mit unserem Engagement und umfangreichen Investitionen in CARBOLIQ, einem zukunftsweisenden Verfahren des chemischen Recyclings, leisten wir einen wichtigen Beitrag zu einem zirkulären, intelligenten Wertstoffmanagement in der Kunststoff- und Verpackungsindustrie. CARBOLIQ ist als sinnvolle Recyclingergänzung auf absehbare Zeit die einzige Technologie, die dazu beitragen kann, Kreisläufe zu schließen. Denn durch chemisches Recycling werden aus bis dato mechanisch nicht verwertbaren gemischten, verunreinigten oder Multilayer-Folien Rohstoffe in Neuwarequalität gewonnen, die auch für Lebensmittelverpackungen geeignet sind.

Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?

2022 war ein herausforderndes Jahr, das wir von SÜDPACK dennoch insgesamt als erfolgreich bewerten. Die angespannte Situation an den Rohstoffmärkten konnten wir durch unsere langjährigen Geschäftsbeziehungen mit sorgfältig ausgewählten Lieferanten gut abfedern – und damit die Versorgung unserer Kunden mit den benötigten Folien umfänglich sicherstellen. Die steigenden Preise an den Rohstoff- und Energiemärkten erfordern allerdings immer noch vorausschauendes Handeln und schnelle Anpassungen. Wir von SÜDPACK begegnen diesen Unsicherheiten, indem wir uns selbst langfristig unabhängig machen von Versorgern und eindimensionalen Strategien. Wir werden auch weiterhin zum Beispiel in erneuerbare Energien und in Photovoltaik investieren und unsere Produktionsprozesse kontinuierlich optimieren.