Flexo+Tief-Druck: Wo geht es hin in der Verpackungsherstellung?

Marktumfrage 2023: Franziska Kirpal, Business Development Manager Flexo Print & Paper (DACH) bei tesa

Franziska Kripal, Business Development Manager Flexo Print & Paper (DACH) bei tesa
Franziska Kripal: "Vielleicht kann auch die Industrie selbst einen Teil zur Imageverbesserung der Verpackung beitrage." (Quelle: tesa)

Was kann Ihrer Ansicht nach getan werden, dass vielfach negative Image sowie die oft unterschätzte Bedeutung von Verpackungen zu korrigieren, um damit eine mehr sachgerechte Beurteilung durch Konsumenten und Staat zu erreichen?

Das angesprochene negative Image wird gefühlt erst beim Verbraucher selbst erzeugt. Jeder Mensch der sich in der Verpackungsbranche bewegt, hat ein deutlich differenzierteres Bild, allein schon aufgrund der damit verbundenen Detailkenntnisse. Vielleicht ist hier auch der Ansatz zu finden, um zukünftig noch mehr für unsere Branche zu tun. Unsicherheit und Ablehnung beruhen häufig auf Unkenntnis und wir könnten dort ansetzen und mehr informieren. Auf welche Weise dies geschehen kann, müsste sicherlich noch intensiver diskutiert werden. Vielleicht bedarf es hier auch der Unterstützung namhafter und bedeutender Industrieverbände wie die DFTA, der VskE oder die ERA.

Anzeige

Hilft es vielleicht auch, verstärkt auf den entsprechenden Social-Media-Kanälen vertreten zu sein oder haben wir dort Probleme an die Verbraucher heran zu treten, die sich dort auch nur in den bekannten Kreisen bewegen? Ist es beispielsweide sinnvoll, staatliche Vertreter vermehrt vor Ort einzuladen, um damit mehr aufzuklären? Wie können wir andere Medien nutzen oder sogar den Verbraucher direkt selbst am POS ansprechen? Doch wir sind auf einem guten Weg. Immer mehr weiterentwickelte und nachhaltigere Verpackungen finden ihren Weg in die Supermärkte bzw. Discounter. Vielen ist häufig gar nicht bewusst, dass sie bereits ein deutlich umweltfreundlicheres Produkt in der Hand halten. Hier könnten wir noch aktiver werden und mehr Aufmerksamkeit schaffen. Auch die häufig verbreiteten Hiobsbotschaften, dass unsere Verpackungen direkt in die Meere bzw. die Natur gelangen, relativiert sich zusehends angesichts der bereits angewandten Methoden zur Wertstoffaufbereitungen bzw. der wachsenden Etablierung von Recyclingkreisläufen.

Wir gehen große Schritte und vielleicht kann auch die Industrie selbst einen Teil zur Imageverbesserung beitragen. Themen wie das Vorantreiben geschlossener Wertstoffkreisläufe liegen sicherlich auch in unserer Hand und können proaktiv, wie schon bei manchen Verpackungsherstellern gelebt, weiterentwickelt und implementiert werden. Es ist auch vorstellbar, dass auch Markenartikler die Konsumenten noch stärker über den Einsatz nachhaltiger Materialien informieren. Der Einsatz von Materialien wie PCR- und PIR-Folien sowie auf alternativen Rohstoffen basierende Folien ist in weiten Teilen der Industrie bereits eine Tatsache, die auch den Endverbraucher zur Kenntnis gebracht werden sollte.

Welche konkreten Maßnahmen unternehmen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette zur Förderung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit?

Als führender Anbieter von Klebelösungen für Haushalt, Büro und Industrie steht tesa seit 125 Jahren für Innovationen und höchste Produktqualität. Seit jeher gehört es zu unserer Unternehmenskultur, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen. Nachhaltigkeit ist bereits seit einigen Jahren ein wichtiges strategisches Ziel von tesa. Wir haben uns den Zielen der Vereinten Nationen verschrieben und sind im Beiersdorf Konzernverbund Teil der „Business Ambition 1.5°C“.

Deshalb haben wir bei tesa Nachhaltigkeit zur Priorität gemacht und arbeiten verantwortungsvoll an dieser wichtigen Transformation. Dabei geht es sowohl um den schnellen Abbau von Emissionen, eine wesentliche Verbesserung der Nachhaltigkeit unserer Produktion als auch um eine verantwortungsvolle Materialbeschaffung.

Indem wir uns auf technische Innovation konzentrieren, werden wir bei tesa nicht nur unseren eigenen ökologischen Fußabdruck weiter reduzieren, sondern auch unsere Kunden dabei unterstützen, ihre jeweiligen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Konkret bedeutet dies, dass wir strategische Handlungsfelder identifizieren, in denen wir bestmöglich wirksam sein können. Diese sind: Verringerung von Emissionen, verantwortungsvolle Materialbeschaffung, Verwendung von recycelten und bio-basierten Materialien, Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung sowie die Unterstützung unserer Kunden beim Erreichen  ihrer Nachhaltigkeitsziele. Bis 2025 wollen wir keine produktionsbedingten Abfälle mehr auf Deponien entsorgen. Darüber hinaus investieren wir in erheblichem Umfang in die Weiterentwicklung lösemittelfreier und energieeffizienter Produktionstechnologien. Dazu gehört unter anderem auch die vollständige Rückgewinnung von Lösemitteln.

Hinsichtlich des Verpackungsmarktes bedeutet dies, dass wir Verpackungsdrucker unter anderem beim Einsatz nachhaltiger Materialien zur Erzeugung von Verpackungen unterstützen. Ein gutes Beispiel dafür sind unsere beiden Produktreihen tesa Twinlock und tesa Softprint. Twinlock vermeidet den Einsatz von Klischeeklebebänder und spart somit nicht nur den Materialeinsatz selbst, sondern auch dessen Entsorgung. Dort wo Klischeeklebebänder auch weiterhin benutzt werden müssen, haben wir unsere Produkte so gestaltet, dass sie sich, je nach Anwendung, mehrfach wiederverwenden lssen. Auch hier haben wir somit den Materialeinsatz selbst, als auch die Entsorgung der verwendeten Materialien verringert.

Wir entwickeln zudem ständig unsere bestehenden Klebebandsortimente und weiter prüfen, ob nachhaltigere Materialien verwendet werden können. Ein Beispiel dafür sind unsere Verpackungsklebebänder, die zusehends um Produkte mit Trägermaterialien beispielsweise aus PCR-Materialien oder FSC-Papier erweitert werden. Auch prüfen wir stetig, ob unsere Neuentwicklungen Vorteile hinsichtlich Materialreinheit für unsere Kunden bringen können.

Wie beurteilen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsbranche?

Die Verpackungsbranche befindet sich seit jeher im Wandel und besticht vor allem durch ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Sicherlich werden die kommenden Jahre neue und schwierige Herausforderungen mit sich bringen, sei es hinsichtlich der Weiterentwicklung geschlossener Materialkreisläufe, dem Einsatz neuer Materialien oder aber auch die Verringerung von Materialmixen. Dennoch glaube ich fest an die Zukunftsfähigkeit dieser Branche. Sie ist letztendlich immer an den Konsum der Menschen gebunden. Es liegt an uns, dazu beizutragen, dass wir weiterhin innovativ bleiben und dies auch selbstbewusst nach außen tragen. Die letzten drei Jahre haben uns vor allem eines gezeigt: auch in unplanbaren und hoch anspruchsvollen Zeiten werden Verpackungen produziert und wir haben gemeinsam die zurückliegenden Herausforderungen bewältigt. Dies sollte uns Mut geben, auch die kommenden Jahre gemeinsam zu bestehen.

Insbesondere fällt mir ein verstärkter Austausch von Innovationen in der Branche auf, den ich nur begrüßen kann. Häufig befassen wir uns alle mit denselben Themen, die gemeinsam besser und erfolgreicher zu meistern sind. Wir alle sollten daran anknüpfen und diesen Austausch weiter vorantreiben.