Die Story: Drei Omet XFlex X6 für den Druck von Blisterverpackungen

Mutig neue Wege beschreiten

Klaus Sedlmayr, Chromos Deutschland (links), Cordula Schulz, Firmeninhaberin und Geschäftsführerin, und Vincent Lavorato, Technischer Geschäftsführer der Schulz Flexgroup GmbH (Quelle: Klemens Ehrlitzer)

Wer im Wettbewerb erfolgreich sein will, muss ausgetretene Pfade verlassen. Sie scheinen zwar Sicherheit zu bieten, aber auf ihnen herrscht auch der meiste Verkehr. Einen ungewöhnlichen Weg hat die Schulz Flexgroup GmbH mit der Investitionsentscheidung für UV-Flexodruckmaschinen von Omet eingeschlagen – und das mit Erfolg. Warum das Unternehmen, das auf flexible Verpackungen spezialisiert ist, in den letzten Jahren insgesamt drei eigentlich für den Etikettendruck konzipierte XFlex-Modelle an seinen beiden Standorten in Baden-Baden und Roth installiert hat, erklären Firmeninhaberin und Geschäftsführerin Cordula Schulz und Vincent Lavorato, Technischer Geschäftsführer, im vorliegenden Beitrag.

Der Kontakt zu einem Kollegen in einer Etikettendruckerei brachte Vincent Lavorato erstmals mit dem für die Schmalbahnbranche üblichen Maschinentypus in Berührung. Im grundsätzlichen Konzept der dort eingesetzten Omet-Drucklinie erkannte er eine passende Lösung für seine eigene Aufgabenstellung im Bereich Blisterverpackungen. Aktuelle Forderungen von Kunden sowie der Trend zu kleineren Auflagen waren mit der bestehenden Maschinentechnik – in die Jahre gekommene Flexodruckmaschinen in Reihenbauweise – immer schwerer zu erfüllen.

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Wenn der Kunde den Lieferanten überzeugt

Bevor Vincent Lavorato die erste Omet-Maschine im Juli 2021 in Betrieb nehmen konnte, hatte er einige Hindernisse zu überwinden. Schulz Flexgroup ist eine Verpackungsdruckerei mit einem Maschinenpark aus überwiegend Zentralzylinder-Flexodruckmaschinen in Bahnbreiten bis 1400 mm – und keine Etikettendruckerei. Deshalb stand Firmeninhaberin Cordula Schulz dem Vorhaben anfänglich skeptisch gegenüber. Sie ließ sich jedoch durch die verschiedenen Vorteile überzeugen. Neben kürzeren Rüstzeiten versprach die Omet-Technik auch weniger körperliche Belastung für das Bedienpersonal. Den Aufwand für den Wechsel kompletter Zylinder einschließlich Zahnräder kannte Vincent Lavorato aus eigener Erfahrung, da er früher selbst als Drucker an der Maschine gearbeitet hat. Daneben eröffnen weitere Merkmale wie die kurze Bahnführung durch die Omet-Maschinen Möglichkeiten zu Reduzierung von Makulatur und Materialverbrauch. „Das Konzept der Reihenmaschine und die Bahnbreite von 530 mm sind sehr gut für unsere Aufträge aus der Pharmabranche geeignet. Aluminiumfolien mit größeren Breiten zu verarbeiten, erhöht das Risiko von Faltenbildung.“

Dass aufgrund spezieller Erfordernisse beim Druck von Pharmaverpackungen verschiedene technische Anpassungen notwendig sein würden, dessen war sich Vincent Lavorato bewusst. Aber sie erschienen durchaus realisierbar. Deshalb waren er und auch Cordula Schulz erstaunt, als ihre Anfragen zur Lieferung einer Dreifarben-UV-Flexodruckmaschine bei möglichen Maschinenanbietern eher Desinteresse auslösten. Die Hersteller blockten vor allem mit dem Hinweis ab, entsprechende Maschinenmodelle seien erst ab einer höheren Anzahl Farbwerke wirtschaftlich zu fertigen.

In der Omet XFlex hat Vincent Lavorato das geeignete Maschinenkonzept für seine speziellen Anforderungen gefunden
(Quelle: Klemens Ehrlitzer)

Dritte Maschine in drei Jahren

Ein Unternehmen, das sich der Aufgabe stellte, obwohl es angesichts der Spezialanforderungen zu Beginn ebenfalls gezögert hatte, war der Maschinenhersteller Omet aus dem italienischen Lecco. Wie sich Cordula Schulz erinnert, hat dazu auch die Überzeugungsarbeit beigetragen, die Klaus Sedlmayr als Geschäftsführer der Chromos Deutschland GmbH bei diesem Projekt geleistet hat. Das Handelsunternehmen aus Augsburg betreut Omet in Sachen Vertrieb und Service auf dem deutschen Markt.

In der Zwischenzeit hat sich die Situation deutlich verändert. Insgesamt drei Omet XFlex X6 hat die Unternehmensgruppe Schulz Flexgroup mittlerweile installiert. Die ersten beiden wurden im Juli 2021 und im Mai 2022 am Standort Baden-Baden aufgestellt. Sie sind mit jeweils drei Druckwerken in der Bahnbreite von 530 mm ausgestattet. Mit diesen beiden Maschinen erzielt die Druckerei heute eine höhere Produktionsleistung als mit drei vorherigen Anlagen, die sie ersetzt haben.

Mit neuer Maschine teure Energie und Ressourcen einsparen

Die Anschaffung der dritten Omet entsprang einer sehr kurzfristigen Entscheidung. Als die Kosten für Energie und Stickstoff Ende 2022 in ungeahnte Höhen stiegen, kam die Idee auf, am Standort Roth ebenfalls eine Omet-Maschine zu installieren. Schließlich hatten die ersten beiden Anlagen in Baden-Baden ihre Vorzüge in Sachen effizienter Energie- und Materialeinsatz unter Beweis gestellt. Speziell beim Stickstoffverbrauch ermöglichten sie mit UV-Strahlern und Inertgas-Technologie von PrintConcept deutlich spürbare Einsparungen. Nachdem sich Stickstoff, der als Inertgas zum Betrieb der UV-Härtung gebraucht wird, zu diesem Zeitpunkt um über 200 Prozent verteuert hatte und eine Kalkulation einen Return-on-Investment (ROI) in einem Zeitraum von etwas mehr als zwei Jahren ergab, entschied sich Cordula Schulz kurzerhand für die Installation der dritten Omet XFlex. „Der Entschluss basiert jedoch nur zum Teil auf wirtschaftlichen Gründen“, erklärt Cordula Schulz, „mittelfristig ist es auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Produktion.“

Dank gesteigerter Energieeffizienz und reduzierter Emissionen ist das Unternehmen auf dem Weg zur CO2-Neutralität weit vorangeschritten. „Wir nehmen die Herausforderungen rund um Nachhaltigkeit an und suchen stets proaktiv nach Lösungen“, so Cordula Schulz. Das reicht von recyclingfähigen Folien- und Papierverpackungen bis zur Eigenversorgung mit Energie, für die Schulz Flexgroup vor zwei Jahren an beiden Standorten knapp eine Million Euro in Photovoltaik-Anlagen investiert hat. Damit wird derzeit mehr als ein Drittel des verbrauchten Stroms selbst erzeugt. Seit 2022 konnten dadurch bereits 480.000 kg CO2-Emissionen eingespart werden. Alle Maßnahmen sind eingebettet in das ERP-System des Unternehmens, das aktuell komplett neu aufgestellt wird. „Die Digitalisierung sämtlicher Prozesse bildet eine starke Grundlage für die Zukunft. Wir sehen uns als Vorzeigeunternehmen im Mittelstand. Die Personalstärke von rund 110 Beschäftigten werden wir stabil halten und gleichzeitig ein nachhaltiges Wachstum durch weiter digitalisierte Prozesse generieren.“

Lösungsorientiert zum gemeinsamen Erfolg

Damit sich die Entscheidung zur Installation einer Omet XFlex im Umfeld der Schulz Flexgroup am Ende als Win-win-Situation erweisen konnte, war nach Überzeugung von Klaus Sedlmayr eine lösungsorientierte Grundhaltung auf beiden Seiten erforderlich. Da weder Omet noch Chromos auf Erfahrungen zurückgreifen konnten, wie sich eine für den Etikettendruck konzipierte Maschine in diesem neuen Aufgabenfeld verhält, war die Lieferantenseite auf eine konstruktive Zusammenarbeit und ein wertfreies Feedback bei der Realisierung der ersten Installation angewiesen. „Von Schulz Flexgroup haben wir viel positiven Input mit zahlreichen Ideen für praktische Optimierungen erhalten, so dass wir am Ende die Erwartungen voll erfüllen konnten“, blickt Klaus Sedlmayr zurück. Als Beispiel nennt er die spezielle Anforderung, eine vorhandene UV-Inertgas-Härtung in die Maschine zu integrieren. Hier brachte vor allem Vincent Lavorato Lösungsvorschläge ein, wo der nötige Raum für den Einbau konstruktiv vorgesehen werden sollte. Von diesem fachlich geführten Dialog haben am Ende alle Seiten profitiert.

Rüsten bzw. Bedienen sowie kurze Lieferzeiten machen die Omet XFlex für Schulz Flexgroup annähernd vergleichbar mit dem Digitaldruck
(Quelle: Klemens Ehrlitzer)

Für Cordula Schulz ist diese Art der lösungsorientierten Zusammenarbeit selbstverständlich: „Es ist seit Jahrzehnten die DNA unseres Unternehmens, sowohl Kunden als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Lieferanten partnerschaftlich auf Augenhöhe zu begegnen. Dies konsequent zu leben, setzt aber auch ein gegenseitiges Vertrauen voraus, weil die Partnerschaft von der jeweils anderen Seite in gleicher Weise eingefordert wird.“

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kunden manifestiert sich in der täglichen Praxis durch eine intensive anwendungstechnische Beratung. Dem Auftrag geht eine eingehende Analyse des Anforderungsprofils voraus. Dabei wird die Eignung von Folienmaterialien, Farben, Lacken und Siegelprozessen für die jeweiligen Füllgüter ebenso geprüft wie deren Verarbeitungsfähigkeit auf den Abpackmaschinen. Auch das Farbmanagementsystem ist individualisiert und kann wahlweise nach Muster, Pantonefächer oder Referenzkarte erfolgen.

Vertrauen in die Technik

Wie viel Vertrauen das Unternehmen zwischenzeitlich zu seinem Lieferpartner aufgebaut hat, zeigt sich an der Bestellung der dritten Maschine, die zuletzt in Roth aufgestellt wurde. Während bei der ersten XFlex noch diverse Verbesserungswünsche umgesetzt werden mussten, bis sie zur vollen Zufriedenheit von Vincent Lavorato produzierte, beschränkten sich Kauf und Inbetriebnahme für die zweite Maschine schon auf die übliche Maschinenabnahme. Für die dritte Maschine wurde dann sogar auf die Abnahme in Italien verzichtet. Nachdem das Team von Chromos Deutschland die Montage in Roth abgewickelt hatte und das Druckpersonal mit einer viertägigen Schulung auf die neue Maschine vorbereitet war, erfolgte im Anschluss daran sofort der Produktionsstart. „Seit diesem Zeitpunkt“, so Vincent Lavorato, „produziert die Maschine einwandfrei“.

Dass die Omet-Maschinen dabei eine hohe Stabilität im Druck aufweisen, ist für Vincent Lavorato ein besonders wichtiges Kriterium. In der Produktion muss nur selten korrigierend eingegriffen werden, was dem Personal ein stressfreies Arbeiten ermöglicht. Zudem hatten die Drucker bei allen Omet-Installationen den Wechsel von den bisherigen auf die neuen Maschinen sehr positiv aufgenommen, da sie spürbar verbesserte ergonomische Bedingungen bieten. Dass beispielsweise keine schweren Teile zu heben sind und die Maschinen leiser laufen, wird selbst von den Betriebsärzten bei Schulz Flexgroup ausdrücklich gelobt.

Eine weitere Verbesserung ergibt sich durch die Art der Farbversorgung, die bei den Omet-Maschinen ohne Farbpumpen erfolgt. Das ermöglicht im Vergleich zu den vorherigen Maschinen deutliche Einsparungen, weil früher schon für das Erstellen eines Andrucks eine Mindestmenge an Farbe angemischt werden musste. Bei Kleinauflagen fielen dadurch stets größere Mengen an Farbresten an.

Maschinenkonzept ermöglicht Konditionen wie im Digitaldruck

Als Schulz Flexgroup mit der Suche eines geeigneten Maschinensystems für den Druck von Blisterverpackungen startete, lag der Schwerpunkt auf einer hohen Flexibilität, um bei kleinen und mittleren Auflagen kurze Lieferzeiten gewährleisten zu können. Diese Forderung gewinnt zunehmend an Bedeutung, weil die Auflagen seit Jahren sinken und vor allem auch die Produktzyklen kontinuierlich kürzer werden. Mit der Omet XFlex hat das Unternehmen ein Maschinensystem gefunden, das mit dem Digitaldruck konkurrieren kann, wie Cordula Schulz aufzeigt: „Der Break-even-point liegt inklusive Klischees im Bereich von 1500 Laufmetern. Das Rüsten und Bedienen der Omet-Maschine sowie die realisierbaren Lieferzeiten machen sie für unsere speziellen Anwendungen annähernd vergleichbar mit dem Digitaldruck. Deshalb können wir Druckaufträge annehmen, die vorher von Kunden gerne in den Digitaldruck vergeben wurden. Einzige Ausnahme sind Jobs mit Personalisierung, die in unserem Marktsegment jedoch kaum eine Rolle spielen.“

An der Omet XFlex schätzt das Bedienpersonal bei Schulz Flexgroup u.a. die guten ergonomischen Bedingungen
(Quelle: Klemens Ehrlitzer)

Beispielhaftes Unternehmertum

Die Investition in drei Drucklinien von Omet vermittelt einen Eindruck vom Führungsverständnis von Cordula Schulz. Die kniffligen Herausforderungen, mit denen Unternehmen in Deutschland derzeit konfrontiert sind, nimmt sie sehr wohl wahr. Persönlich bevorzugt sie jedoch den Fokus auf die Vielfalt und Entwicklungspotenziale des Mittelstands. Da an Veränderung ohnehin kein Weg vorbeiführt, fordert sie Unternehmer auf, hier mehr Mut zu wagen. Gerade der deutsche Mittelstand biete beste Chancen, auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Ihr selbst ist dabei besonders wichtig, eine Firma als ideale Plattform zu verstehen, um mit Menschen gemeinsam erfolgreich sein zu können. Dass diese Art des Unternehmertums auch eine Strahlkraft nach außen entwickelt, zeigt die Wirtschaftsmedaille für herausragende Verdienste um die baden-württembergische Wirtschaft, mit der das Land Baden-Württemberg Cordula Schulz im Jahr 2022 ausgezeichnet hat.

In Porträt: Erfolgreiches Familienunternehmen in zweiter Generation

Die Schulz Flexgroup GmbH ist inhabergeführt und Spezialist für die Bedruckung und Veredelung von Primärverpackungen für die Pharma- sowie Kosmetikindustrie und für technische und Non-Food-Anwendungen. An den beiden Standorten Baden-Baden und Roth bei Nürnberg erzielte das Unternehmen im Jahr 2022 mit insgesamt 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im zweischichtigen Betrieb einen Umsatz von von 32 Mio. Euro.

2013 hat die derzeitige Inhaberin und Geschäftsführerin Cordula Schulz das Unternehmen von ihrem Vater Jürgen Schulz übernommen, der die Firma 1977 gegründet hat. Im Jahr 2003 ist Cordula Schulz in das mittelständische Familienunternehmen eingetreten. Ab 2011 führte sie das Werk in Baden-Baden, um 2013 schließlich die komplette Führung zu übernehmen. 2020 bestellte sie Vincent Lavorato, den langjährigen Produktions- und Betriebsleiter, zum Technischen Geschäftsführer. Gemeinsam haben sie den gesamten Maschinenpark an beiden Standorten innerhalb einer Dekade erneuert.

Allein in den letzten fünf Jahren wurden Investitionen in neue Maschinen und Betriebsvorrichtungen von rund 10 Mio. Euro realisiert. In dieser Zeit wurde auch die Spezialisierung auf die Pharmabranche vorangetrieben, so dass das Wachstum unter dem Strich um 66 Prozent gesteigert werden konnte. Aktuell bilden Aufträge aus der Pharmaindustrie mit 85 Prozent das größte Kundensegment. Den Rest teilen sich der Kosmetikbereich mit zehn Prozent sowie technische und andere Anwendungen.

Die technische Ausstattung von Schulz Flexgroup umfasst zehn Druckmaschinen mit insgesamt 43 Farbwerken. Die Bandbreite reicht von der Einfarben- bis zur Achtfarbenmaschine in Bahnbreiten von 200 mm bis 1400 mm. Im Schneidebetrieb sind zwölf Rollenschneider im Einsatz für Breiten bis zu 1.600 mm.