2. DFTA-Fachsymposium 2025 bei DuPont Cyrel

KI kann Technik – aber Transformation braucht Menschen

DFTA-Fachsymposium 2025: KI kann Technik – aber Transformation braucht Menschen
DuPont Cyrel in Neu-Isenburg war Austragungsort des zweiten DFTA-Fachsymposiums 2025. Das Foto bietet einen Einblick in das DuPont Customer Technology Center

Wie wird Künstliche Intelligenz (KI) zum echten Fortschritt in der Flexo- und Verpackungsdruckindustrie – und nicht nur zum nächsten Hype? Beim DFTA-Fachsymposium am 24. und 25. Juni 2025 bei DuPont Cyrel in Neu-Isenburg wurde deutlich: Technologie allein verändert nichts. Erst im Zusammenspiel mit klarer Strategie, qualifizierten Fachkräften und mutiger Führung entsteht echte Transformation.

Die hochkarätig besetzte Veranstaltung machte unmissverständlich klar: Künstliche Intelligenz ist oft schon Teil der betrieblichen Praxis – doch ohne den Menschen bleibt sie wirkungslos. Zahlreiche Beiträge aus Industrie, HR, Forschung und Anwendung zeigten, wie essenziell der Faktor Mensch für den erfolgreichen Wandel bleibt.

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Nina Lamprecht, Geschäftsführerin des renommierten Druckvorstufenunternehmens LKA Lamprecht GmbH in Lengerich, brachte es auf LinkedIn prägnant auf den Punkt: „Spannende Einblicke, inspirierende Vorträge und großartige Gespräche – das waren zwei intensive Tage bei DuPont in Neu-Isenburg. Im Mittelpunkt stand, wie Mensch und KI gemeinsam zur treibenden Kraft der Transformation werden. Genau solche Formate brauchen wir, um unsere Branche zukunftsfähig zu machen.“

Recruiting neu denken: Wie KI die Jobsuche grundlegend verändert

Der Arbeitsmarkt befindet sich in einem grundlegenden Umbruch. Was einst ein Arbeitgebermarkt war, hat sich in einen Bewerbermarkt verwandelt. Unternehmen wie aus der Flexo- und Verpackungsdruckindustrie kämpfen um Talente, doch viele von ihnen verharren noch immer in alten Mustern. Sie setzen auf austauschbare Floskeln und anonyme Prozesse, statt auf Authentizität, Klarheit und Nähe. Gleichzeitig verlieren Arbeitssuchende zunehmend die Orientierung – frustriert von generischen Anzeigen und intransparenten Abläufen.

Was fehlt, ist ein neuer Blick auf das Recruiting – ein Verständnis dafür, dass Personalgewinnung heute weit mehr ist als eine Verwaltungsaufgabe. Es ist ein kreativer, strategischer Prozess, bei dem Kommunikation, Zielgruppenverständnis und Digitalisierung zusammenwirken müssen. Denn eine Stellenanzeige ist keine bloße Information – sie ist Werbung. Sie muss nicht nur erklären, sondern begeistern. Sie darf nicht nur suchen, sondern muss gefunden werden wollen.

Die Zukunft des Recruitings liegt in der Umkehr der Perspektive: Nicht mehr der Bewerber sucht den Job – der Job findet den Bewerber. Möglich wird das durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz. KI übernimmt die aktive Suche nach passenden Stellen, gleicht individuelle Kompetenzen mit Anforderungsprofilen ab, passt Lebensläufe automatisch an, lernt aus vergangenem Feedback und sorgt dafür, dass Talente dort angesprochen werden, wo sie sich digital bewegen. So entsteht eine völlig neue Dynamik, in der Menschen gezielt auf Positionen aufmerksam gemacht werden, bei denen echte Erfolgschancen bestehen – statt sich massenhaft auf unpassende Stellen zu bewerben.

Dabei geht die Rolle der KI weit über klassische Automatisierung hinaus. Sie steuert Stellenanzeigen in Echtzeit – abhängig von Uhrzeit, Wetter oder Nutzungsverhalten. Sie analysiert, welche Formulierungen für maximale Reichweite sorgen. Sie platziert kontextbezogene Werbung dort, wo potenzielle Kandidaten sich informieren. Und sie kommuniziert mit der Generation Z auf Augenhöhe – über Avatare, Chatbots und interaktive Anwendungen.

Doch bei all dem bleibt eines zentral: KI ist kein Ersatz für den Menschen, sondern ein Werkzeug in dessen Hand. Es geht nicht darum, Prozesse zu entmenschlichen, sondern darum, sie effizienter, zielgerichteter und gerechter zu gestalten. Die Verantwortung für Fairness, Diversität und Unternehmenskultur bleibt beim Unternehmen – KI kann dabei unterstützen, aber nicht ersetzen.

Mircea Popa
Mircea Popa, Gründer von JobNinja

„Die Zukunft des Recruitings wird nicht programmiert – sie wird gestaltet“, sagt Mircea Popa, Gründer von JobNinja. In diesem Satz steckt die Essenz des Wandels: Es geht nicht darum, alte Wege zu digitalisieren, sondern neue Wege zu erschließen. Wege, die Talente nicht nur finden, sondern auch binden. Wege, die nicht vom Mangel ausgehen, sondern vom Potenzial. Wege, die auf Augenhöhe beginnen – und zu echter Zusammenarbeit führen.

Veränderung braucht Menschen – Orientierung für Unternehmen im Wandel

In einer Zeit, in der technologische Innovationen nahezu im Wochentakt präsentiert werden, entsteht schnell der Eindruck, Transformation sei vor allem eine Frage von Tools, Systemen und Automatisierung. Doch der entscheidende Faktor wird dabei oft übersehen: der Mensch. Technologie eröffnet Möglichkeiten – aber erst der Mensch entscheidet, ob daraus Wirkung entsteht. Ohne das aktive Mitwirken von Führungskräften und Mitarbeitenden bleiben selbst die ambitioniertesten Veränderungsvorhaben leere Absichtserklärungen.

Die Realität in vielen Unternehmen zeigt ein anderes Bild. Laut dem Change Management Compass 2025 von Porsche Consulting scheitern rund 70 Prozent aller Transformationsprojekte – trotz klarer Strategien, technologischer Infrastruktur und Management-Attention. Die Ursachen liegen selten in der Technik, sondern fast immer in der unzureichenden Einbindung der Menschen, in mangelndem Vertrauen und in unterschätztem Widerstand auf emotionaler Ebene. Denn Veränderung ist kein IT-Projekt – Transformation ist, mehr denn je, ein People Business.

Besorgniserregend ist dabei die Entwicklung der letzten Jahre: Während 2023 noch rund 39 Prozent der Mitarbeitenden als nicht veränderungsbereit galten, liegt dieser Anteil 2025 laut Studien bereits bei alarmierenden 73 Prozent. Gleichzeitig hat sich die Lücke zwischen benötigten und vorhandenen Kompetenzen deutlich vergrößert. In über drei Viertel der Unternehmen reicht das vorhandene Skill-Set nicht aus, um die aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Thomas Schmitt
Thomas Schmitt, geschäftsführenden Gesellschafter bei insight – International Management Consultants

„Die Fähigkeit zur Veränderung beeinflusst unmittelbar die Bereitschaft dazu“, erklärt Thomas Schmitt, geschäftsführenden Gesellschafter bei insight – International Management Consultants. „Wenn Menschen wissen, wie sie mit Wandel umgehen können, wenn sie sich selbstwirksam erleben und verstehen, was warum passiert, sinkt der Widerstand. Genau deshalb ist Personalentwicklung nicht nur Begleitung – sie ist strategischer Erfolgsfaktor jeder echten Transformation.“

Besonders gefragt sind heute drei überfachliche Kompetenzfelder: Selbststeuerung und Resilienz, um auch in unsicheren Situationen handlungsfähig zu bleiben; Kommunikations- und Konfliktkompetenz, um Reibung konstruktiv zu nutzen; und nicht zuletzt eine positive, neugierige Grundhaltung gegenüber Wandel – also Veränderungslust, die Dynamik nicht als Belastung, sondern als Gestaltungsspielraum versteht.

Diese Fähigkeiten lassen sich jedoch nicht über punktuelle Schulungen oder standardisierte E-Learnings aufbauen. Es bedarf eines systemischen Ansatzes, der individuelle wie organisatorische Voraussetzungen berücksichtigt. Der erste Schritt ist dabei eine ehrliche Standortbestimmung: Wo stehen wir – kulturell, personell, strukturell? Erst auf dieser Grundlage kann eine wirksame Qualifizierungsstrategie entstehen, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern den Menschen ganzheitlich adressiert.

Gleichzeitig darf Recruiting nicht isoliert betrachtet werden. Wer Transformation wirklich ernst meint, muss intern entwickeln – und extern gezielt ergänzen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf Fachwissen, sondern auf kultureller Passung, Haltung und Veränderungsfähigkeit. Moderne, menschenzentrierte Recruitingprozesse, die stärker auf Persönlichkeit, Motivation und Lernpotenzial setzen als auf reine Optimierung des Lebenslaufs, sind entscheidend.

Am Ende steht eine einfache, aber herausfordernde Wahrheit: Nicht die besten Pläne bewirken Wandel – sondern Menschen mit Haltung und Mut. Führungskräfte sind heute besonders gefragt: Sie müssen nicht nur Technologien einführen, sondern Räume schaffen, in denen Veränderung möglich wird. Sie müssen nicht nur Ziele setzen, sondern Orientierung geben. Und sie müssen nicht nur verwalten, sondern Verantwortung übernehmen – für Kultur, Kommunikation und Kompetenzentwicklung.

Die Zukunft gehört jenen, die Technologie und Menschlichkeit zusammenbringen. Wer den Faktor Mensch in seiner Veränderungsstrategie ernst nimmt, wird nicht nur widerstandsfähiger – sondern vor allem handlungsfähiger. Und das ist in einer Zeit permanenten Wandels ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Hybrider Ansatz: Lernen dort, wo es wirkt

Der Fachkräftemangel ist längst kein abstraktes Zukunftsszenario mehr, sondern bittere Realität – gerade in spezialisierten Industriezweigen wie dem Flexodruck. Die Ursachen sind bekannt: der demografische Wandel, rückläufige Ausbildungszahlen, ein veraltetes Berufsbild sowie die mangelnde Sichtbarkeit technischer Karrierewege in der Öffentlichkeit. Die Folgen sind gravierend – vom Verlust betriebsinternen Wissens bis hin zu Produktionsausfällen und Qualitätseinbußen.

DuPont begegnet dieser Entwicklung mit einem durchdachten, praxiserprobten und zukunftsorientierten Trainingsansatz. Unter dem Leitsatz „Erfolg durch Wissen“ wurde mit der Cyrel University ein digitales Schulungskonzept etabliert, das zeit- und ortsunabhängiges Lernen für alle Erfahrungsstufen ermöglicht. Die Onlineplattform bietet modulare Inhalte – von der Einführung in die Produktion von Fotopolymer-Flexodruckplatten bis zur Prozessoptimierung im Drucksaal.

Der Einstiegskurs „Cyrel Partner“ vermittelt Grundlagen zur sachgemäßen Lagerung, Reinigung und Handhabung von Flexodruckplatten. Darauf aufbauend vertiefen die Module „Platemaker I bis III“ das Wissen über Herstellung, Parametersteuerung und Qualitätssicherung. Alle Trainings sind auf konkrete betriebliche Anforderungen zugeschnitten – anwendbar, strukturiert und unmittelbar umsetzbar.

Ergänzt wird das digitale Angebot durch praxisorientierte Präsenzformate: Schulungen im firmeneigenen Customer Technology Center in Neu-Isenburg bieten eine ideale Lernumgebung – fernab des Tagesgeschäfts, mit direktem Zugang zu Fachwissen, Equipment und persönlichen Austauschmöglichkeiten. Zusätzlich werden Vor-Ort-Trainings angeboten, die gezielt auf individuelle Betriebsabläufe und Produktionsbedingungen eingehen. Ob Basistraining, Produkteinführung oder Troubleshooting – die Inhalte sind maßgeschneidert und stärken gezielt die betriebliche Kompetenz.

Michael Louis Weber
Michael Louis Weber, Leiter Technischer Service EMEA bei DuPont Cyel

„Der Fachkräftemangel ist für uns nicht nur eine betriebliche Herausforderung, sondern eine Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen. Mit der Cyrel University und unseren praxisorientierten Trainingsprogrammen investieren wir gezielt in das Wissen und Können der Menschen in unserer Branche. Denn nur durch konsequente Qualifizierung sichern wir nicht nur Qualität und Produktivität, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des Flexodrucks“, erklärt Michael Louis Weber, Leiter Technischer Service EMEA bei DuPont Cyel.

Das Schulungskonzept von DuPont verbindet dabei die Vorteile digitaler Skalierbarkeit mit der Tiefe und Wirksamkeit persönlicher Lernformate. Es entsteht ein umfassendes Weiterbildungsökosystem, das Wissen nicht nur vermittelt, sondern verankert.

Die zentrale Erkenntnis: Die Lösung für den Fachkräftemangel liegt nicht allein in Rekrutierung, sondern in strategischer Qualifizierung. Wer Fachwissen gezielt aufbaut, kontinuierlich erneuert und anwendungsnah vermittelt, steigert nicht nur seine Produktivität – sondern auch seine Attraktivität als Arbeitgeber.

Wie KI die Arbeitsprozesse im Verpackungsdruck revolutioniert

Während in vielen Unternehmen noch über den Einsatz Künstlicher Intelligenz diskutiert wird, gehört sie bei Esko längst zum produktiven Alltag. Jan De Roeck, Director of Industry Relations & Strategy, zeigte beim DFTA-Fachsymposium eindrucksvoll, wie KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette wirksam wird – und Prozesse nicht nur beschleunigt, sondern qualitativ verbessert.

Noch immer dauert es in vielen Betrieben 120 bis 180 Tage, bis neue Verpackungen marktreif sind. Esko verfolgt hier eine ambitionierte Vision: Durch KI-gestützte End-to-End-Automatisierung soll dieser Zyklus auf wenige Tage reduziert werden. Dieser Anspruch beruht nicht auf Zukunftsmusik, sondern auf bereits integrierten Technologien – von der Druckvorstufe über die Freigabeprozesse bis zur Vermarktung.

Ein Beispiel ist Meta SAM, ein KI-basiertes Segmentierungsmodell in ArtPro+, das das manuelle Markieren und Freistellen von Objekten automatisiert. In der Qualitätskontrolle sorgt das System Print Clone dafür, dass aus nur wenigen Messpunkten ein vollständiges digitales Farbprofil rekonstruiert werden kann. Das Ergebnis: Eine Farbabstimmung mit ∆E-Werten unter 2 – eine neue Benchmark für Druckkonsistenz.

Besonders innovativ ist auch die semantische Suchtechnologie MetaSearch. Sie nutzt KI-gestützte „Embeddings“, um Inhalte wie CAD-Daten, PDF-Dateien oder 3D-Modelle nicht nur zu durchsuchen, sondern semantisch zu interpretieren und miteinander zu verknüpfen – ein gewaltiger Effizienzgewinn in der Produktionsplanung.

Auch in Marketing und Kommunikation setzt Esko auf KI. Tools wie ChatGPT, Claude AI, Opus Clip, Gamma AI oder HeyGen unterstützen bei der Content-Produktion, Übersetzung und Videobearbeitung. Gerade die Lokalisierung von Videoinhalten – etwa für Social-Media-Kampagnen in mehreren Sprachen – wäre ohne KI kaum in dieser Geschwindigkeit und Qualität realisierbar.

Darüber hinaus fließen Technologien wie Neural Rendering und FlatNeRF aus der Filmbranche in die Verpackungstechnologie ein. Sie ermöglichen fotorealistische 3D-Vorschauen und virtuelle Druckfreigaben, die Materialien, Lichtreflexionen und Transparenzen realitätsgetreu simulieren – ganz ohne physische Proofs.

Ein weiterer Meilenstein: Esko Comply – eine KI-gestützte Plattform zur End-to-End-Qualitätssicherung. Von der Inhaltserstellung über die Artwork-Freigabe bis zur RegTech-konformen Validierung werden alle Arbeitsschritte überwacht, dokumentiert und bei Bedarf automatisiert angepasst. Das ist besonders relevant, denn laut aktuellen Studien entstehen 75 % aller Verpackungsfehler auf Kundenseite – meist durch unvollständige Briefings, fehlerhafte Inhalte oder mangelnde Prüfung.

Jan De Roeck
Jan De Roeck, Director of Industry Relations & Strategy bei Esko

Dazu Jan De Roeck, Director of Industry Relations & Strategy bei Esko: „KI ist bei Esko kein Add-on, sondern tief in unsere digitale Infrastruktur eingebettet. Sie verändert nicht nur, wie wir arbeiten, sondern was wir erreichen können – effizienter, nachhaltiger und präziser. Dabei steht nie die Technologie selbst im Fokus, sondern der konkrete Nutzen für unsere Kunden.“

Fazit

Das DFTA-Fachsymposium 2025 hat eindrucksvoll gezeigt: Künstliche Intelligenz entfaltet ihr volles Potenzial nur im Zusammenspiel mit strategischer Führung, qualifizierten Menschen und einer offenen Unternehmenskultur. Ob im Recruiting, in der Aus- und Weiterbildung oder in der Produktion – Technologie allein genügt nicht. Transformation ist und bleibt ein gemeinsamer Prozess. Wer beides zusammendenkt – technische Innovation und menschliche Entwicklung – wird nicht nur resilienter, sondern zukunftsfähig