K 2022 (19.-26. Oktober): Messe Düsseldorf

Trendbericht Asien

Trendbericht Asien_K 2022
Der Trendbericht Asien zur K 2022 fokussiert sich auch auf die aktuelle Entwicklung von Digitalisierung, Recycling und Kreislaufwirtschaft in den Asean-Staaten (Quelle: Kriengsak/Adobe Stock)

Die Welt hat in den letzten zwei Jahren ungeahnte wirtschaftliche Verwerfungen erlebt auch aufgrund der Pandemie-bezogenen Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19, die die Mobilität einschränkten und zu geringeren Ausgaben für Güter und Dienstleistungen führten. Das führte unvermeidlich zu Erschütterung bei Angebot und Nachfrage und hat die Resilienz der weltweiten Lieferketten auf die Probe gestellt.

Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzufedern, erfolgte eine Diversifizierung bei Angebot und Nachfrage. So wurde es einfacher, wichtige Rohstoffe and Komponenten zu beschaffen, aber auch schneller Fertigwaren zu vertreiben sowie Zugang zu Fachkräften oder Produktionsstätten zu bekommen. Hersteller in aller Welt haben auf lokale oder regionale Produktion umgestellt, um ihre Abhängigkeit von vermeintlich riskanten Quellen zu verringern oder ganz zu eliminieren.

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China, die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, steht im Zentrum der globalen Lieferkette, nicht nur aufgrund der Größe seines Marktes und der umfangreichen Zulieferketten, sondern auch wegen seiner großen und leistungsfähigen Häfen und Verkehrsnetze. In jüngster Zeit wurde China, ein bedeutender Handelspartner für die USA, Europa und Asien, jedoch durch den Ausbruch von Covid-19, Schulden und einen rückläufigen Immobilienmarkt behindert. Das Wachstum sollte 2021 8% betragen, bevor es 2022 auf 5,1% zurückgeht. Mit der Stabilisierung der Märkte wird das Wachstum nichtsdestotrotz bis 2023 wieder anziehen.

Ab diesem Jahr haben sich die Im- und Exporte des Landes mit Handelspartnern der ASEAN (19,7%), der Europäischen Union (19,1%) und den USA (20,2%) wieder erholt, während der Handel mit den ostasiatischen Konkurrenten, Japan und Südkorea, um 9,4% bzw. 18,4%, zulegte. Für produzierende Unternehmen, die auf dem Weltmarkt agieren, bietet die „China Plus One“ Initiative die Chance, Zugang zu der sich entwickelnden Industrie-Infrastruktur Südostasiens zu erlangen, um die eigene Lieferkette resilienter zu machen.

Da die Pandemie in den meisten Regionen abebbt und sich mehr Ländern wieder öffnen, stehen die Hersteller vor neuen Herausforderungen wie hohen Rohstoff- und Energiepreisen, logistischen Engpässen und der Inflation, wenn sie den Bedarf der Verbraucher nach kostengünstigen Produkten decken und mit der technischen Entwicklung Schritt halten wollen, um wirtschaftlich tragfähig zu werden. Auch die Digitalisierung wie die Behebung des Fachkräftemangels wird weiter eine wichtige Rolle spielen, um Produktion und Vertrieb effizient zu halten.

Kreislaufwirtschaft: „Cradle-to-cradle“ Nachhaltigkeit

Laut World Economic Forum wurden 2019 über 92 Mrd. Tonnen Rohstoffe gefördert und verarbeitet, was etwa der Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen entspricht.

Die Bemühungen, die weltweiten CO2-Emissionen zu senken, werden offensichtlich vom linearen Wirtschaftszyklus „nehmen-verarbeiten-entsorgen“ behindert. Die Durchsetzung einer Kreislaufwirtschaft, die von Natur aus regenerativ ausgelegt ist und Stoffe und Energie effektiv nutzt, um ihren Wert zu erhalten, Abfalle zu mindern und dadurch natürliche Ressourcen nachhaltig zu nutzen, könnte bis 2030 einen Mehrwert von bis 4,5 Billionen US-Dollar erwirtschaften.

Die Produktion von Neuwaren aus Primärrohstoffen kann jährlich bis zu 22,8 Mrd. Tonnen Emissionen hervorrufen. Kreislaufwirtschaftsstrategien können dagegen die Menge wiederverwendeter Materialien fast verdoppeln, von 8,6% auf 17% und gleichzeitig den Verbrauch neuer Rohstoffe begrenzen.

Doch die Kreislaufwirtschaft war nicht anwendbar, weil der Anteil von wiederverwendeten Produkten und Einsatzstoffen rückläufig ist, während die CO2-Emissionen der Gewinnung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen, die für etwa die Hälfte aller derzeitigen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, steigen. Bis 2050 wird sich der Rohstoffbedarf voraussichtlich verdoppeln.

Die ASEAN-Staaten, die sich noch in der frühen Phase der Kreislaufwirtschaft befinden, bekommen die Ausbeutung und den nicht nachhaltigen Einsatz von Rohstoffen, Defizite in den Wertschöpfungsketten und den Klimawandel, die allesamt das Wirtschaftswachstum der Region beeinträchtigen, erst allmählich in den Griff.

Darüber hinaus leidet die Region an den Folgen schlechter Abfallwirtschaft. Laut ASEAN-Abfallwirtschaftsbericht der Vereinten Nationen fallen pro Kopf 1,14 kg Haushaltsmüll pro Tag an. Indonesien liegt dabei an der Spitze mit 64 Millionen Tonnen jährlich. Thailand produziert geschätzte 26,8 Mio. Tonnen/Jahr und Vietnam geschätzte 22 Mio. Tonnen/Jahr.

Recycling: Hochwertige Wiederverwertung von Kunststoffen fördern

Laut einem Weltbankbericht zur Kunststoff-Kreislaufwirtschaft in Südostasien werden weniger als 25% der für Recycling verfügbaren Kunststoffe in Malaysia, den Philippinen und Thailand zu Wertstoffen recycelt. Über 75% des Materialwertes vom Kunststoff geht dagegen verloren, was in den drei Ländern 6 Mrd. US-Dollar/Jahr entspricht. Dis ist auf unsachgemäße Abfallwirtschaft und schlechtes Recycling von Einweg-Kunststoffartikeln zurückzuführen.  Das ist eine Herausforderung, die die Region annehmen muss.

Zudem fehlt der Bedarf für Recycling-Kunststoff, da die weltweiten Ölpreise (die die Preise von Primärkunststoffen bestimmen) weiter schwanken. Recycelte Kunststoffe müssen 15–30% billiger sein als Primärmaterial, um konkurrenzfähig zu sein.

 Währenddessen werden LDPE/LLDPE für verschiedenste Anwendungen in der Elektronik, Automobil und Bau- sowie Verpackungsbranche am seltensten gesammelt und wiederverwendet, da sie längere Produktzyklen haben und dadurch die Sammlung schwierig ist. Andererseits hat der Markt für Post-Consumer-Kunststoffe wie PET-Flaschen der Sammlung und Wiederverwendung Auftrieb gegeben.

Um diese „Recyclinglücke” zu schließen, müssen mehrere Hindernisse überwunden werden: dazu gehören hohe Logistikkosten, die die Recyclingfirmen davon abhalten, das Einsatzmaterial lokal zu beschaffen oder die Energiekosten, die bis zu 67% höher sind als bei den regionalen Marktteilnehmern wie Thailand und Vietnam. Das senkt die Rentabilität der meisten Recyclingfirmen mit geringer Anlageneffizienz. Auch auf der Tagesordnung stehen der Recycling-Mix, der einen hohen Anteil geringwertiger und schwer zu recycelnder Kunststoff enthält, sowie fehlende Anreize in effizientere Recyclingsysteme zu investieren aber auch die Unfähigkeit der Recyclingfirmen den Marktbedarf qualitäts- und mengenmäßig decken und nicht vergessen die Ölpreise.

Erneuerbare Energie: Anschluss an eine kohlenstoffarme Wirtschaft

Zunehmende Urbanisierung und Industrialisierung sowie Volkswirtschaften, die auf dem Weg sind, sich von den pandemiebedingten Verlusten zu erholen, erfordern eine stabile Energieversorgung. Auch die Phase nach der Pandemie wird voraussichtlich nach einem beträchtlichen Rückgang der CO2-Emissionen während der Lockdowns wieder emissionsintensiv werden.  Asien hat einen ökologischen Fußabdruck von 19 Mrd. Tonnen pro Jahr und erzeugt somit 53% aller Emissionen weltweit. Mit Ausnahme von China und Indien beliefen sich 2020 die Emissionen fossiler Brennstoffe auf insgesamt 7,21 Mrd. Tonnen, während im gleichen Zeitraum allein auf China 10,67 Mrd. Tonnen entfielen und auf Indien 2,44 Mrd. Tonnen. Derweil führte China 2020 den produktionsbedingten Pro-Kopfausstoß mit 7,41 Tonnen an – damit doppelt so viel wie das restliche Asien mit 3,86% Tonnen; Indien kam auf 1,77 Tonnen CO2.

Von den zehn Mitgliedsstaaten der ASEAN hat nur Ölproduzent Brunei einen größeren Pro-Kopfausstoß mit 23,22 Tonnen, gefolgt von Malaysia mit 8,42 Tonnen. Myanmar und Kambodscha bilden die Schlusslichter mit 0,67 bzw. 0,92 Tonnen, während die Philippinen 1,4 Tonnen Emissionen pro Kopf verbuchten. Der Energiesektor ist für rund drei Viertel der Emissionen verantwortlich, die den durchschnittlichen Temperaturanstieg von 1,1°C seit der vorindustriellen Ära beschleunigt haben. Die Dekarbonisierungs-Anstrengungen der Energiebranche bringen eine radikale Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen für die Stromerzeugung mit sich.

In den letzten Jahren sind die Kosten für erneuerbare Energien wie Geothermie, Wasserkraft, Biomasse und vor allem Solar- und Windenergie gesunken. Trotz dieser Entwicklungen sind gewisse Länder in Asien für die Stromerzeugung noch immer abhängig von Kohle und fossilen Brennstoffen. Nach einem Bericht der „Carbon Tracker Initiative“ bauen China, Indien, Indonesien, Japan und Vietnam aktuell über 600 neue Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von zusammen mehr als 300 GW, was 80% der weltweit neu errichteten Kohlekraftwerke entspricht.