Der Digitaldruck als Mittel zur Kundenbindung

Kurt Bräutigam, allflex Folienveredlung, Aachen

Im Rahmen eines Round Tables befragten wir Kurt Bräutigam, allflex Folienveredlung, Aachen, zu seinen Einschätzungen des Digitaldrucks.

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Herr Bräutigam, wozu benötigen Sie vor allem den Digitaldruck?

Kurt Bräutigam: Unser Schwerpunkt ist die flexible Verpackung und hier insbesondere der Schwerpunkt Süßwaren. Wir bedrucken Folien, schwerpunktmäßig im Tiefdruck. Den Digitaldruck haben wir bereits im Einsatz. Eine Umstellung war das aber schon – wir kommen von 250 m/min und drucken im Digitaldruck mit 16 m/min. Mit der Investition in eine HP Indigo 20000 haben sich unsere Möglichkeiten erweitert. Unsere Kunden benötigen mehrere Sprachversionen, auf denen sich aufgrund gesetzlicher Vorschriften auch noch die Texte immer wieder ändern. Es ist nicht so, dass der Flexo- oder Tiefdruck weggefallen ist. Aber der Bedarf an Digitaldruckanwendungen wächst. Die Kunden lernen gerade, dass sie bei flexiblen Verpackungen auch kleinere Mengen bestellen können.

Warum hat sich der Digitaldruck in der Vergangenheit langsamer entwickelt, als man das noch vor zehn Jahren prognostiziert hat? Der Grad der Personalisierung und Individualisierung ist langsamer gestiegen, als gedacht. Weshalb?

Kurt Bräutigam: In allen Unternehmen gab es eine Lernkurve – bei den Operatoren, in der Vorstufe und in den anderen Abteilungen. Der Prozess im Betrieb verändert sich mit dem Digitaldruck. Die Digitaldrucksysteme waren auch lange nicht die stabilsten Systeme, dabei müssen Digitaldruckprodukte so gut aussehen wie im Offsetdruck. Die Drucksysteme, die das bieten, waren lange nicht vorhanden. In Deutschland haben wir zusätzlich noch das Problem mit dem Datenschutz, was die Personalisierung betrifft. Wenn man sich im Ausland umsieht, wurden dort schon vor fünf Jahren crossmediale Kampagnen realisiert, die heute in Deutschland noch undenkbar wären. Und den Marketingleuten muss man erklären, was der Digitaldruck kann. Unter dem Strich haben die Technik, die Produktionsstabilität und die Bereitschaft zur Personalisierung den Digitaldruck in Deutschland gebremst.

Wie offen sind die Kunden für die neuen Möglichkeiten, die der Digitaldruck bietet?

Kurt Bräutigam: Wir merken schon, dass die Kunden aufmerksamer sind. Coca Cola hat mit der Kampagne „Share a Coke“ viele wachgerüttelt. Ich spreche übrigens auch lieber mit dem Marketing oder gehe noch eine Etage höher. Die Dinge, die der Digitaldruck kann, muss man den Kunden in der Tat erst beibringen. Sie müssen direkt aufgeklärt werden, damit sie wissen, was sie mit dem Digitaldruck anfangen können. Wir können Dinge realisieren, die für die Gesprächspartner bis dahin oft noch gar nicht existiert haben. Und dann muss sich das Marketing noch einfallen lassen, wie es diese Möglichkeiten gewinnbringend einsetzt. Erst dann erkennen die Firmen, welchen Vorteil, welchen Mehrwert wir ihnen bieten.

Werden Sie in Zukunft mehr Digitaldruck einsetzen?

Kurt Bräutigam: Wir werden jedenfalls weiter in den Digitaldruck investieren. Mehr Digitaldruck ist bei uns auch eine Kundenbindung für den Tiefdruck.

Noch mehr Digitaldruck?
In der Ausgabe Flexo+Tief-Druck 3-2016 (Digital Printing today, S. 42) finden Sie nicht nur das Interview , sondern auch den dazugehörigen Artikel.
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